13. Dezember 2016
Kurz vor Weihnachten. Die Festivitäten-Maschinerie läuft auf Hochtouren. Im Supermarkt füllen neben den Regalmetern Gebäck jetzt die "feinen Speisen" fürs Fest die Aktionsflächen. Kein Geschäft, dass nicht mit maximaler Weihnachtsdeko das Auge verwöhnt. Glitzer und Kugeln und grinsende Rentiere. DIY-Blogs produzieren eine Masse an Bastelideen für Adventskalender, Weihnachtskarten, Baumschmuck und Rezepten in einer Frequenz, dass einem schwindelig wird. Und selbst ich bekomme via Whatsapp glückselige Fotos von im Orgienrausch eifrig Plätzchen ausstechende Familienmitglieder, als wäre diese Tätigkeit zur olympischen Disziplin erhoben.
Auch habe Plätzchen gebacken. Mit meinem Papa, vor ungefähr vier Wochen. Davon ist kein einziges Plätzchen mehr übrig. Und da ist auch schon mein Dilemma: Kekse haben keine besonders ausgeprägte Halbwertszeit in meinem Haushalt und wenn ich nicht mit Gewalt zu weihnachtlichen Gefühlsaufwallungen gezwungen werde, stellen sich diese einfach nicht von selber ein.
Komischerweise habe ich auf Dinge-mit-den-Händen-machen-und-hinterher-nicht-essen-müssen immer mehr Lust, als auf Kochen und Backen und hinterher essen.
Zu frustrierend ist die investierte Zeit, die man in die Herstellung eingebracht hat im Vergleich zur Spanne, in der man das mühevoll Hergestellte verputzt hat.
Statt Plätzchen gibt es in meiner Hexenküche daher traumhafte und leuchtende Konditoreiwaren fürs Auge, Möbelknöpfe aus Kunstharz in prachtvollen Farben. Die herzustellen, habe ich immer große, ungezähmte Lust.
Vom Standpunkt des Aufwands her betrachtet benötigen Möbelknöpfe circa das Siebenfache an Zeit, halten sich aber um ein Vielfaches länger als selbstgebackene Plätzchen. Also zumindest bei mir. Und so nebenbei, sehen Sie auch fast so schön aus wie ein kunstvoll verziertes Törtchen.
Warum ich diesen Möbelknöpfen einen eigenen das-ist-kein-Weihnachtsbeitrag-Post gönne, hat wieder einmal mit der technischen Umsetzung zu tun.
Diese Formen, es sind im Ursprung Kieselsteine gewesen, benutze ich schon länger für Möbelknöpfe. Komischerweise geraten sie immer ein wenig anders.
Da diese Möbelknöpfe als Vorführobjekte aber eine entscheidende Rolle auf der Creativeworld-Messe in Frankfurt Ende Januar 2017 spielen sollen, versuche ich dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Statt passiver Deko wird die Herstellung der Knöpfe in leicht abgewandelter Form einem staunenden Publikum live vorgeführt.
Tolle Ergebnisse sind schon nicht schlecht, aber Königin ist, wer tolle Ergebnisse lückenlos reproduzieren kann. Meine Lieblings-Version der Kiesel-Knöpfe habe ich vor einem Jahr hergestellt. Da gefällt mir die "Landschaft", die zwischen den Farbschichten durch Verwerfungen gebildet wird, das ist absolut mystisch, als würde man eine fremde Welt in einer Glaskugel betrachten. In der zweiten Umsetzungswelle sind sie mir nicht mehr so gut gelungen.
Und nachdem ich mehrere Wochen herumprobiert habe, kann ich nun verraten, wie diese Technik funktioniert.
(Achtung, es folgt ein nerdig angehauchter Abschnitt!)
Die Knöpfe werden verkehrt herum gegossen, das heisst, die Öffnung zum Eingießen ist der später die Unterseite des Knopfes. Die Silikonformen sehen so aus, hier findest Du auch die Anleitung zur Herstellung dieser Silikonform mit Hinterschneidung.
Diese "auf-dem-Kopf-Anordnung" hat den simplen Nachteil, dass man nicht sehen kann, was man macht.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Knöpfe selbst in der einfachsten Version aus drei Schichten bestehen und man sich aufgrund der dazwischenliegenden Wartezeit schlecht merken kann, was man da vor Tagen genau wie reingetröpfelt hat (ich behelfe mich zwischenzeitlich mit Zetteln, die ich an die Gießform lege, trotzdem mangelt es da an Übersichtlichkeit).
Das Gießen für die einfachste Version funktioniert so (die hier gezeigten haben eine zusätzliche graue, also vierte Schicht):
Arbeitsschritt A
- erste Schicht aus klarem Harz bis zur Mitte der Form eingießen
- zwei bis drei Tropfen flüssige Harzfarbe unverdünnt auftropfen
Arbeitsschritt B
- zweite, dünne Schicht mit Acrylfarbe weiß blickdicht eingefärbt aufbringen, allerdings in Abhängigkeit zur Verarbeitungszeit.
Irgendwo zwischen dem ersten Drittel und der Hälfte der Härtezeit.
Meine besten Ergebnisse erziele ich mit Harz, dass 48 Stunden zum Aushärten benötigt.
In der Zeitspanne von 12 bis 20 Stunden muss die zweite Schicht aufgebracht werden, um die Verwerfungen zu erzeugen. Da hat man den ganzen Tag die Stoppuhr im Blick, aber es lohnt sich.
- ein bißchen mit dem Holzstäbchen nachporkeln hilft auch
- die weiße Schicht wird so hoch eingefüllt, dass die Gewindehülse zur Befestigung oben mit dem Rand der Silikonform abschließt
- härten lassen
Arbeitsschritt C
- mit Blitz-Zweikomponentenkleber wird die Gewindehülse auf die feste Schicht geklebt, 10 Minuten warten
- dritte Schicht weiß eingefärbtes Harz eingießen. Wegen der kleinen Öffnungen und der Gewindehülsen ist nun ziemlich wenig Platz zum Gießen, aber mit einer Pipette bekommt man das Harz ganz gut da reingefrickelt. Wenn möglich, kein Harz in das Gewinde tropfen
- wer Mag, kann vorab noch eine Tropfen flüssige Harzfarbe in die Form geben, dadurch ergeben sich beim Einfüllen malerische Farbschlieren
- Aushärten lassen
Arbeitsschritt D
- Knopf auslösen, Rand mit dem Cutter beschneiden, fertig!
Diese optischen Leckereien haben eine Verlinkung auf den Creadienstag verdient!
Ich verabschiede ich mich für heute und hoffe, dass mich der X-Mas-Virus doch noch überraschend ereilt.
Dir eine schöne Zeit und herzliche Grüße von
Edna Mo