11. Juni 2017
Glück für mich: die Auftragsarbeiten reißen nicht ab. Ich ahne schon, dass das Machen und Zeigen von neuen Schmuck- oder Deko-Kreationen noch eine Pause einlegen muss. Denn Aufträge haben Vorrang.
Auch wenn die Einbettungen von Erinnerungsstücken in Kunstharz vielleicht profan anmuten: es steckt immer ein Mensch und eine Erinnerung dahinter, selbst wenn sich mir als "Konservator" der Hintergrund nicht immer erschließt. Und egal, was einem Menschen wichtig ist, es hat immer Respekt verdient.
Heute zeige ich zwei Exponate, die ich in Harz eingegossen habe. Aus einem ist aufgrund der Fragilität des Objekts nur ein Test und kein finales Schaustück geworden. ich danke meiner Auftraggeberin, dass Sie sich dennoch auf dieses Experiment eingelassen hat.
Dies sind hauchdünne biologische Präparate von Apfelblättern.
Da diese kleinen Blättchen so fein wie dünnes Seidenpapier sind, so wurde ich vorgewarnt, rollen sie sich beim Kontakt mit Wasser komplett auf.
Aber: Harz = nass = wasserähnlich = Aufrollen garantiert.
Um das Aufrollen zu verhindern, war das Auflegen auf vorgehärtetes Harz die erste Maßnahme der Wahl. Und:
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts.
Oder um mal wieder meinem Fundus an Filmzitaten wiederzubeleben:
"Ein Hauch von nichts, was sie da beinahe anhaben!"
Ein transparentes Etwas, dass aufgrund der verzweigten Verästelungen nur durch die Luftblasen sichtbar wird, die sich darin gefangen haben. So durchsichtig, dass es nur vor schwarz fotografiert sichtbar wurde.
Die Fotos der mikroskopisch geschrumpften, kosmischen Universen finde ich zauberhaft.
Leider ist es jedoch nicht das Ergebnis geworden, dass sich die Kundin gewünscht hat. Denn die Luftbläschen lassen sich durch das Auflegen auf fast trockenes Harz nicht vermeiden.
Und auch als ich mir den Kopf zerbrochen habe, bin ich auf keine schlaue Lösung gekommen, wie man ein Häutchen auf trockene Weise präparieren (versteifen) kann, so dass es sich luftblasenfrei in flüssiges Harz einlegen lässt.
Das war das erste Mal, dass etwas so gar nicht geklappt hat.
Einbettungen im Harz haben also auch ihre Grenzen.
Manche Menschen erinnern sich an ihre Liebsten, mithilfe von Zähnen oder Haaren oder besonderen Objekten, oder an einen besonderen Moment in ihrem Leben, mithilfe von Glücksklee oder Blüten.
Und manche Menschen haben ein spezielles Verhältnis zu Schrauben.
Ob es sich nun um einen Mensch mit Technikfetisch handelt, jemand ein Ingenieursprojekt erfolgreich abgewickelt hat oder heimlich im Keller an einer überdimensionalen Märklin-Eisenbahn bastelt. Vielleicht mit einer zweiten Person, und darüber entbrannte vielleicht eine unsterbliche emotionale Verbindung....?
Ich werde es nie erfahren.
Aber ich finde es einfach schön, mir Szenarien vorzustellen, warum jemand Schrauben in Harz verewigt haben möchte.
Abgesehen vom Hintergrund ist dieser Schlüsselanhänger einfach auch sehr schön geworden!
Die Silikonform dafür habe ich dafür extra angefertig. Es handelt sich um die Abformung von einem Reagenzglas.
Mit dem Bild dieser zwei innig umschlungenen Schrauben, die sich ewig aneinander festhalten werden
verabschiedet sich
Edna Mo