15. Juni 2017
Lange gab es keinen neuen, handwerklichen Beitrag für die Rubrik "Silikon Formenbau". Da in der Rubrik bereits viele Einträge zu Grundlagen-Techniken ("einfache Form" bis "Form mit Hinterschneidung") hinterlegt sind, hat es gedauert, bis eine Umsetzung mit Neuigkeitswert auf der Tagesordnung stand.
Für alle Formenbau-Freunde bzw. Crafter, die mit Gussmassen arbeiten (wie Seife und Beton) stelle ich heute eine Nachmach-Anleitung vor, bei der das Original nicht vollständig, sondern nur zum Teil in Silikon abgeformt wird.
Normalerweise ist die Herstellung von Silikonformen ganz einfach: Vorlagen-Objekt am Boden einer Kiste fixieren, flüssiges Silikon draufkippen, bis das Original vollständig bedeckt ist, härten lassen, auseinanderpflücken, fertig. Die Eingießöffnung ist die Stelle, die im Kontakt mit dem Kistenboden war und somit nicht von Silikon umschlossen wurde.
Mit "einem Guss" hat man also eine Form angefertigt, die sich dann mit Kunstharz oder anderen erst flüssigen, dann festen Werkstoffen einsetzen lässt. Nachteil: diese Technik ist nur für Vorlagen geeignet, die "körperlich vollständig" abgeformt werden.
Bei der Teilabformung wird anders gearbeitet: in zwei Schichten. Nur ein Teil der ursprünglichen Form wird durch das Silikon nachgebildet. Ideal für Gußteile, die in der Baulänge kürzer als die Original-Vorlage sein sollen.
Das Objektbeispiel heute: aus einem Schnapsglas stelle ich eine zylindrische, hochglänzende und makellose Form für Möbelknöpfe her. Und zeige im nächsten Blogpost eine hochinteressante Umsetzung für Möbelknöpfe mit Einbettung.
Zylindrische Formen kann man oft als Back-Silikonformen für kleines Geld im Laden kaufen. Die meisten haben allerdings nur eine geringe Tiefe von maximal 3 cm. Um einen Möbelknopf mit großer Anpackfläche (und viel Platz für schicke Einbettungen) zu haben, muss eine tiefere Form her. Die wird heute angefertigt, und zwar mithilfe von Schnapsgläsern mit glattem Boden.
Das ganze Schnapsglas ist mir nun aber doch zu lang für einen Möbelknopf. Ich möchte nur das unteren Drittel des Glases abformen. Und hiermit startet auch schon die Anleitung.
Zeitaufwand: je 30 Minuten an zwei Tagen, zwei Nächte Aushärtung
1) Silikon mischen
Das hier verwendete Flüssigsilikon wird im Verhältnis 1 : 1 gemischt.
Die beiden Silikonmassen sind zähfließend und damit schwer zu portionieren. Eine Küchenwaage hat sich dafür als Messhilfe bewährt. Der Messbecher wird auf die Küchenwaage gestellt und die Anzeige genullt. Der Becher wird also nicht mit gewogen.
Die zähere der beiden Silikon-Komponenten wird eingefüllt, beispielsweise 55 g. Danach wird die andere Komponenten in den gleichen Mischbecher gegossen und aufgefüllt, bis das doppelte Gewicht (110 g ) erreicht ist.
Für die Grundschicht benötigen wir allerdings nur wenig Silikongemisch, maximal 20 g. Da man kleine Mengen schwer abmessen kann, mache ich meisten mehrere Formen auf einmal.
2) Schicht in Becher füllen
mit dem Holzspatel wird das Silikongemisch kräftig durchgerührt und darf 10 Minuten stehen, damit Luftblasen entwichen können.
Dann wird eine dünne Schicht, rund 5 mm, Silikongemisch in die Becher gefüllt.
Nach Packungsangabe trocknet das Silikon, bis es ausgehärtet ist.
Damit ist die Vorbereitung auch schon abgeschlossen.
3) Vorlage aufsetzen
Die Gläser werden mit Glasreniger gereingt (Fingerabdrücke!), nur noch am oberen Rand angepackt und mittig in die Joghurtbecher platziert. Um das Glas sollte jeweils 5 - 7 mm Luft bis zum Rand des Bechers Platz sein.
4) Becher mit Silikon füllen
Silikongemisch wie in 1) beschrieben ansetzen. Für zwei Möbelknöpfe wie hier beschrieben benötigt man etwa 100 g.
Die Kunst bzw. die Schwierigkeit ist, das Silikon in den schmalen Randspalt einzufüllen, ohne das Glas zu verrücken. Zweifelsohne ergibt sich dabei eine Sauerei, da zähfließende Silikonmasse träge reagiert und schwer zu stoppen ist. Ich behelfe mich dabei mit einem Holzspatel.
Dabei muss erschwerend die Einfüllhöhe beachtet werden. Mit dem Holzspatel wird Silikon zur Not tropfenweise eingefüllt, bis die gewünschte Endhöhe (unterer Rand des schwarzen Klebebandes) erreicht ist.
5) Aushärten lassen
Durch Aufklopfen des Joghurtbechers wird das Silikon gleichmäßig verteilt.
Nach Packungsangabe härtet das Silikon idealerweise auf einem geraden Untergrund aus.
Den Silikonrest im Mischbecher nicht auswischen (höllenschweinerei), sondern eintrocknen lassen. Das getrocknete Silikon lässt sich wie eine Haut abziehen. (Hier mit rosafarbenem Silikon demosntriert, das sieht man besser.)
6) Auslösen
Mit dem Cutter wird der Becher seitlich vorsichtig aufgeschnitten. Er ist eine sogenannte "verlorene Form" = für den einmaligen Gebrauch und wird danach entsorgt.
Als wäre der Becher die Schale von einem gekochten Ei, wird er vom Silikonkern abgepellt.
7) Original auslösen
Das Glas sitzt ganz schon fest im Silikon! Mit einer Abkipp-Bewegung von allen Seiten wird das Glas gelockert und milimeterweise herausgezogen. Vorsicht, nicht zuviel Druck, es könnte zerbrechen, wenn es sich um dünnwandiges Glas handelt.
8) Rand begradigen
Das Silikon hat Ablaufäden hinterlassen. Diese fransigen Ränder werden mit der Schere abgeschnitten.
9) Original und Teilform aus Silikon
Fertig ist die selbst hergestellte Silikonform!
Im einem der nächsten Beiträge zeige ich, wie mithilfe dieser Silikonform todschicke Möbelknöpfe mit Einbettung aus Kunstharz hergestellt werden. Ich freue mich, wenn Du mir auch bei der Umsetzung zuschauen möchtest!
Herzlich grüßt
Edna Mo
Mehr Lust auf Formenbau?
- Silikonform herstellen 3 - Multiples
- Silikonform hertsellen 4 - Armreif