8. November 2017
Ute von Vergiessmeinnicht hat gefragt, ob ich nicht einen ausführlichen Beitrag zum Schleifen und Polieren von Kunstharz erstellen könnte.
Was für ein Brett! Diese beiden Themen haben handwerklich einen hohen Nerdfaktor und sind ziemlich komplex. Daher tauchen sie bis dato nur sporadisch (hier und hier) auf meinem Blog auf. Ein guter Anlass, diesen beiden Fragestellungen einmal mit frischer Aufgeräumtheit nachzugehen.
Beim Thema Schleifen von Kunstharz gilt: "Alle Wege führen nach Rom". Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Jeder muss für sich eine ideale Methode herausfinden, diese durchaus lästige und langwierige Arbeit für sich erledigt zu bekommen
Es gibt -zig Möglichkeiten, der Oberfläche von Kunstharzobjekten zu Leibe zu rücken. Eine Portion Eigeninitiative gehört auch dazu, weil für viele Prozesse eine bestimmte Technik oder Hilfsmittel erforderlich sind, die man ausprobieren muss oder sich vielleicht von anderen abkucken kann.
Daher stelle ich heute nicht nur meine Methoden vor, sondern habe auch ein paar andere Kunstharz-Künstler/-innen um eine kleine Selbstdarstellung gebeten. Ergänzend habe ich den Beitrag mit einigen Herstellertipps und Videolinks gewürzt, um die unterschiedlichsten Herangehensweisen aufzuzeigen.
Stell Dir besser etwas zu Trinken und ein paar Knabbereien bereit,
dieser Post wird lang!
S E H R L A N G!!!!!!!!!!!
Um bei einem ausgehärtete Gießling die Gießöffnung zu begradigen oder eine matte Oberfläche glänzend zu bekommen, bearbeitet man die Fläche mit Schleifpapier. Beim Schleifen wird die eigentlich schon durchsichtige Oberfläche erst stumpf und trüb, und erst im Zuge der weiteren Bearbeitung wieder etwas klarer. Das ist richtig so! Die finale Transparenz erzielt man erst durchs Polieren der vorab geschliffenen Flächen.
Man arbeitet mit Nassschleifpapier in verschiedenen Körnungen von grob bis fein, also beispielsweise 180-er, 600-er, 1.000-er und 2.000-er Körnung.
Ob man sechs oder drei Körnungen benötigt und welche im Detail, das gilt es für sich und seine Werkstücke auszutesten. Als Faustregel würde ich sagen: je weniger Körnungsstufen, desto länger sollte man sich für das Bearbeiten Zeit lassen.
Als ich Anno Tuk mit dem Harzen anfing, habe ich Polyesterglas-Harz benutzt, es gab damals nichts anderes auf dem Markt. Gruseliges Zeug. Die Harzoberfläche härtet nämlich nicht klebfrei aus. Rundum alle Oberflächen sind pickelig und müssen nachbearbeitet werden. Vom Aufwand her der absolute Alptraum.
Mit den neuen Epoxydharzen und Silikonformen mit glänzender Innenseite muss eigentlich nur noch die Fläche der Eingießöffnung bearbeitet werden. Das ist eine echte Zeitersparnis.
Es hat also auch bei mir einige Jahre(!) gedauert, bis ich mich mit Bergen pickeliger Harzstücke meinem schleifenden Schicksal ergeben habe. Das erste Stück zu Schleifen (ein Ring, ich habe ihn noch vor Augen) hat zwei Stunden gedauert. Was mich belohnt hat, war das Ergebnis. So eine geschliffene und polierte Harzoberfläche ist ein Augen- und Anfassschmaus.
Danach gibt es kein zurück mehr und man will es nie wieder anders haben!!!
Ich nehme für den Handschliff:
Man legt das Schleifpapier auf den Klotz, befeuchtet es und legt das Werkstück darauf.
Nun wird jede Fläche des Werkstücks kreisförmig auf dem Schleifpapier gerieben, bis sie einheitlich aufgeraut, matt und stumpf ist.
Zunächst muss man das Schleifpapier mit der anderen Hand festhalten. Bei steigendem Abriebschmock haftet das Papier dann am Holzklotz fest und man kann loslassen.
Das Naßschleifpapier hat eine feste Unterseite und löst sich im Wasser nicht auf.
Um den Abrieb abzuspülen, und um das Ergebnis beurteilen zu können, wird das Werkstück regelmäßig abgespült und trockengerieben.
Auch das Schleifpapier wird regelmäßig abgespült.
Beim Erstschliff muss die Oberfläche des Gießlings gleichmäßig stumpf sein, es dürfen keine, noch so winzigen, glänzenden Stellen mehr zu sehen sein. Erst dann wird die nächste Körnung in Angriff genommen.
Die Oberflächenbeurteilung klappt leider nur, wenn der Gießling ganz trocken ist. Evtl. hilft es, ihn trocken zu fönen. Dann nur noch die kritischen Stellen weiter bearbeiten.
Nass, trocken, nass, trocken, meistens rinnt einem das Wasser dann schon die Ärmel hoch und man hat sich erfolgreich die Brille von innen naßgespritzt.
Natürlich ist so ein Harz-Gießling einigermaßen widerstandsfähig.
Man muss Kraft ausüben. Insbesondere der Grobschliff ist richtiggehend anstrengend, vor allem, wenn die Form des Werkstücks noch verändert wird. Man kann im Stehen oder im Sitzen arbeiten, jede Körperhaltung ist in Ordnung, in der man am Besten den Gießling in der Bewegung aufs Papier drücken kann.
Die nachfolgenden Körnungsschritte gehen dann immer leichter und zügiger.
Das Wasser wird mit der Zeit trüb, man muss es regelmäßig austauschen, so dass das Handschleifen mit Wasser meist in eine arge Planscherei ausartet. Der Abrieb wird vom Wasser gebunden und kann problemlos weggeschüttet werden.
Nach mehrfachem Gebrauch ist das Schleifpapier "abgerieben", das merkt man daran, dass auf der Oberfläche des Werkstücks nichts mehr passiert. Dann wechselt man das Papier, das abgeriebene wird im Hausmüll entsorgt.
Um mir die Arbeit zu erleichtern, schleife ich nicht nur ein Werkstück von grob bis fein, sondern immer eine ganze Gruppe. Für fünf kleine Gießlinge mit ebenen Flächen braucht man für den Rundum-Schliff mit etwas Übung eine bis anderthalb Stunden für alle Körnungsschritte.
Nach 90 Minuten habe ich keine Lust mehr und muss mit Schleifen aufhören. Körperlich ist die Belastung nicht angenehm - man bekommt gerne eine Verspannung im Nacken-Schultermuskel und belastet auch den Karpaltunnel über die Maßen, so dass ich da nur begrenzt Ausdauer beweise.
Zu meinen Handschleif-Zeiten habe ich das Schleifen bevorzugt im Urlaub gemacht. Dafür hatte ich im Strandurlaub immer eine mobile Schleifkiste dabei. Ideal war es, wenn im Hotelrestaurant Stoffservietten gereicht wurden, die habe ich zum Trockenreiben mitgehen lassen. Wenn man Kraft und Winkel für sich gefunden hat, kann man auch am Strand im Schneidersitz schleifen, den Holzklotz auf einem Schenkel liegend. Mit dem Meer vor der Nase arbeitet es sich gleich viel besser, außerdem ist genug Wasser zum Spülen in Reichweite. Zwischendurch kann man sich strecken und ein Nickerchen machen, so lässt sich das den ganzen Tag aushalten. Nur einmal habe ich im Eifer des Gefechts versehentlich einen Ring im Sand verloren (natürlich nach dem letzten Körnungsgrad, wie doof!).
Dank vieler Armreifen ist der Handschliff wieder bei mir an der Tagesordung. Ich mache das zu Hause am Tisch mit dem Laptop und ja, Danke, Netflix! Die Tastatur decke ich ab, um sie vor Spritzern zu schützen.
Dialoglastige Filme sind zu bevorzugen, da man die Augen auf das Werkstück richtet und wenig von den Bildern mitbekommt.
Kunstharz-Ringe auf der Ring-Innenseite zu schleifen, gehört für mich zu den komplizierten Schleiftechniken. Man hat eine winzige Fläche, einen geringen Krafthebel, und kommt langsam voran.
Man benötigt dafür ein Rundholz (oder auch Halbrundholz) mit kleinem Durchmesser. Man rollt das Schleifpapier darum und hält es am unteren Ende fest (Fixierungen mit Gummiband oder ähnlichen halten bei mir nie). Das obere wird dann in die Ringöffnung gefädelt. Noch besser erreicht man alle Kanten, wenn man den Ring auf den Holzsockel stellt.
Da meistens über eine Kante geschliffen wird, reißt das Schleifpapier bei dieser Technik schnell an einer Stelle auf. Dann das Schleifpapier wenden oder anders umschlagen, um wieder eine unverbrauchte Stelle zu haben. Beim Kantenschliff verbraucht sich das Schleifpapier sehr schnell, es geht kaputt bevor es abgeschliffen ist.
Man kann bei runde-Öffnung-von-innen-schleifen auch andersherum arbeiten: die linke Hand fixiert den Schleifstock über der Tischkante, und mit der rechten Hand wird der Ring um das Holz rotierend geschliffen.
Um rechtwinklige Kanten abzurunden, arbeite ich mit einem Stück Vierkantholz, um das das Schleifpapier herumgewickelt wird. Dann schleift man systematisch nur über die Kante, so dass diese zunehmend runder wird. Werkstück dabei drehen, damit die Kante gleichmäßig wird.
Auch hier verbraucht sich das Schleifpapier deutlich schneller als beim Flächenschliff.
Um erste Erfahrungen mit dem Kunstharz-Schleifen zu machen und für wenige Einzelteile ist der Handschliff ein guter Anfang. Es lässt sich überall auf kleinstem Raum arbeiten. Nassschleifpapier ist günstig, einigermaßen langlebig und man braucht darüber hinaus nur Kraft, Geduld und Zeit.
Aber:
Wer viele Teile bearbeiten möchte und den Zeitaufwand für das Schleifen in Maßen halten will, kann auf den Einsatz von Maschine(n) nicht verzichten.
Gerade für den Grobschliff ist es sinnvoll, sich von einer Maschine unterstützen zu lassen.
Bei einer einfachen Ausgangsform, wie einem Kubus, kann man die Nachbearbeitung auch komplett maschinell erledigen.
Sobald jedoch Rundungen ins Spiel kommen, beispielsweise die Öffnungen bei Ringen oder Armreifen, oder gewölbte Flächen, kann man sich nur ein Stück weit von einer Maschine helfen lassen. Es verbleibt meistens ein nicht unerheblicher Teil an Handarbeit.
Hier eine Stöberempfehlung für den Online-Shop Atelier-Zsu.
Es gibt (oh Wunder) tatsächlich einen eigenen Bereich Schleifen und Polieren, und dort habe ich einige nützliche Schleifhilfen gefunden, die neben dem Schleifpapier ihre Berechtigung haben und deshalb hier auch einmal vorgestellt werden: schon mit Körnungspapier bezogene Schleifhölzer, die vielleicht etwas komfortabler sind als meine gewickelten Holzstöcke.
Sowie weiche Schleifschwämme, die sich besonders für gewölbte Oberflächen eignen.
Glücklicherweise ist Kunstharz dem Werkstoff Holz nicht unähnlich, so dass alle Holz-Bearbeitungs-Maschinen auch für Kunstharz-Werkstücke genutzt werden können.
Die Nachbearbeitung erfolgt trocken, auf Basis von Holz-Schleifpapier. Das gibt es zumindest als Blattware auch in verschiedenen Körnungen zu kaufen.
Beim Holz-Schliff ist die Auswahl der Maschinen enorm groß:
Bandschleifer, Tellerschleifer oder Schleifzylinder für die Bohrmaschine, Tellerschleifgeräte etc.
Alles, was sich dreht oder rotiert, kann genutzt werden.
Problem 1:
STAUB
Der lose herumfliegende Harz-Staub ist krebserregend. In Arbeitsräumen lagert sich der Staub überall ab und wird durch jeden Luftzug wieder aufgewirbelt und eingeatmet.
Sei liebevoll zu Dir! Benutze grundsätzlich eine Staubmaske oder eine professionelle Atemmaske. Der Trockenschliff sollte auch in dafür geeigneten Räumen durchgeführt werden, in denen nicht gelebt oder sich aufgehalten wird.
Viel Besser ist es, eine Absaugvorrichtung am Arbeitsplatz zu haben, so dass der Staub direkt am Werkstück weggesaugt wird.
Problem 2:
DREHZAHL
Fürs Harzschleifen immer erst mal langsam anfangen. Niedrigste Drehzahl einstellen und vorsichtig steigern.
Das ist in erster Linie gut für die Finger, die das Werkstück feste packen müssen, um es kontrolliert führen zu können. Je kleiner das Werkstück, desto schmerzhafter das Festhalten. Daher arbeite ich lieber mit kleinen Werkzeugen und bei niedrigen Drehzahlen.
Ich persönlich mag es, beim Schleifen mit dem Dremel (5.000 Umdrehungen) oder mit dem Nagelfräser (3.000 Umdrehungen) mit enganliegenden Handschuhen zu arbeiten. Mit Handschuhen kann ich die kleinen Fitzeldinger im staubigen Zustand besser packen.
Bei Schleifmaschinen mit größerer Schmirgelfläche und hoher Drehzahl bitte keine Handschuhe benutzen, da eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht.
Hohe Drehzahlen sind auch nicht unbedingt gut für das Schleifmittel: Das Harz neigt bei hoher Drehzahl und hohem Anpressdruck zum Schmilzen und setzt dann ruck-zuck das Schleifpapier zu. Das erhöht den Schleifpapier-Verbrauch.
Problem 3:
FEINE KÖRNUNGEN
Für Bandschleifer oder Tellerschleifer für die Bohrmaschine sind Schleifpapiere mit feinen Körnungen nicht verfügbar. Die Schleifpapier sind meistens zugeschnitten, mit Befestigungsvorrichtungen konfektioniert (wie Klettband) oder auf bestimmten Trägermaterialien aufgebracht, und genau das gibt es dann nicht mit feiner Körnung.
Problem 4:
WECHSELMECHANIK
Falls man es basteltechnisch gelöst bekommt, feines Schleifpapier (in Eigenregie) auf eine (nicht unbedingt dafür konzipierte) Schleifmaschine aufzubringen, sollte die Körnung einfach und unkompliziert gewechselt werden können. Je nach Bauart der Maschine gestaltet sich das schwierig.
-> Wer nur beim Grobschliff mit Körnung 180 maschinell unterstützt wird, hat trotzdem viel erreicht.
-> Es geht auch andersrum: statt rotierendes Schleifpapier kann man auch das Werkstück rotieren lassen. Mithilfe von Einspannvorrichtungen, die man entweder kaufen kann oder selber bastelt, beispielsweise für die Bohrmaschine. Mit der Hand wird dann angefeuchtetes Schleifpapier auf das Werkstück gedrückt, während sich dieses dreht.
Auch über solche Lösungen lohnt es sich nachzudenken!
Da ich aus einer Familie mit hohem handwerklichen Potential komme, gehört Werkzeug zu einem der beliebtesten Geschenke für Weihnachten und Geburtstage (klingelt da was? Yep, ist bald Weihnachten. Wer statt Socken oder Kochbücher mal etwas total Sinnhaftes haben will, sollte sich direkt Maschinensupport für die Kunstharz-Bearbeitung wünschen).
Mein Paps hat mir dereinst einen Dremel Minibohrer geschenkt, der schon seit Jahren ein unermüdlicher Begleiter für meinen Kunstharz-Schmuck ist. Danke Paps!
Leider hat das kleine Gerät viele Nachteile, so dass ich es zum Schleifen nur bedingt einsetzen kann.
Erstens ist das Teil recht laut. Es ist mir immer noch ein Rätsel warum wir Menschen auf den Mars fliegen, aber kein leises Maschinegerät erfinden können.
Zweitens ist die Drehzahl mit Minimum 5.000 Umdrehung für meinen Geschmack zu hoch. Drittens gibt es gefühlt 25 Milliarden aberwitzige und superniedliche Aufsätze, aber selbstverständlich zum Schleifen keine mit feinen Körnungen. Und natürlich fliegt der Staub dank hoher Drehzahl bis in den letzten Winkel.
-> Was geht: Grobschliff mit den passenden Aufsteckkappen bis Körnung 180, oder Selberbasteln kleiner Schleifscheiben mit einem Polierfilz. Mit der Aufschraubspindel wird ein Schnipsel Schleifpapier einfach oben auf den Filz aufgeklemmt.
(Ich habe mir diese Pimp-my-Polierfilz-Idee von Tania und Alberto abgekuckt, das Video von Ihnen habe ich weiter unten im Beitrag eingebunden. Also alleine dafür hat sich dieser Beitrag schon gelohnt!)
Bitte jeweils nur mit minimalem Druck arbeiten, sonst haut man sich lauter Dellen in die Oberfläche.
Und: damit ich nicht gleich tot umfalle, benutze ich eine Kiste als Auffang-Vorrichtung für den Staub.
Das ist nur eine Kiste aus transparentem Kunststoff mit Armlöchern. Ich stecke eine oder beide Hände hinein, je nachdem, ich ich mit dem Ständer oder dem Handstück arbeite und kucke durch die transparente Seitenwand.
Ich kann ohne Mund- und Augenschutz arbeiten, das ist schon eine enorme Erleichterung.
Ich habe auch eine Öffnung für den Staubsaugerschlauch vorgesehen, aber ohne Lärmschutz ist mir die Kombination von brüllendem Dremel und dröhnendem Sauger viel zu laut.
Da ich viel mit metallischen Fräsaufsätzen arbeite, wurden Handschuhe mit angebaut, um meine Finger zu schonen. So ein bißchen wie im Biowaffen-Geheimlabor.
Die Handschuhe sind aus dünnem Leder, die an die Beine einer Strumpfhose genäht wurden. Die Strumpfhosenbeine wurden wiederum mit passend gesägten Holzstücken an die Kiste getackert.
Wenn ich die Schleifkiste heute noch einmal bauen würde, würde ich die Strumpfhosenbeine weglassen, weil sie die Bewegungen doch einschränken. Und die Armlöcher anders platzieren. Für meine Schleifarbeit hat die Kiste aber auch in ihrem derzeitigen Zustand schon unschätzbare Dienste geleistet.
(Auf die Handschuhe würde ich nicht verzichten wollen. Alles, was die Hände schont, ist Gold wert. Da bin ich leider gehandicapt, weil meine Griffel nicht nur arbeiten, sondern auch noch nach der Schufterei auf Fotos einigermaßen adrett aussehen sollen.)
Entweder ich benutze den Dremel auf dem Ständer, die Bohrspitze wird durch ein Loch seitlich in die Kiste geschoben. Seit neuestem arbeite ich viel mit dem Handstück, dann lasse ich den Deckel der Kiste einen Spalt auf, um den Arm von rechts durchzustecken (ein zusätzliches Armloch fehlt!). Staubtechnisch ist das nicht optimal, das muss ich noch optimieren.
Der Staub wird aufgefangen, die Kiste wird im Anschluss mit dem Sauger gereinigt. Und das Gute: wenn mal ein Werkstück weggeschleudert wird, findet man es in der Kiste wieder, und muss nicht stundenlang auf dem Boden kriechen, um danach suchen.
Vorab: eine Nass-Schleifmaschine speziell für das Schleifen von Harz gibt es so natürlich auch nicht zu kaufen. Man kann aber prima improvisieren!
Nach meinen ersten Handschleif-Erfahrungen, Dremel-Frust und langer Überlegung habe ich mich für eine Töpferscheibe als maschinelle Unterstützung entschieden.
Das Gerät ist für die Benutzung mit Wasser ausgelegt, was in Sachen Staub ein dicker Pluspunkt ist. Man spült die Schleifffläche regelmäßig mit Wasser, in der Auffangrinne sammelt sich das Wasser und der Abrieb. Ihre Geschwindigkeit ist stufenlos verstellbar und eher im niedrigen Bereich angesiedelt. Sie ist leise und nimmt nicht viel Platz weg, so dass sie für mich das ideale Werkzeug ist.
Ich habe sie auf einen höheren Tisch gestellt ,direkt neben einem Spülbecken, so dass ich im Stehen arbeiten kann, was die körperliche Belastung minimiert. Die Schleifscheiben mit unterschiedlichem Körnungen lagern zum Trocknen in einem Abtropfgestell.
Das Atelier teile ich mir mit meinem Mann, wir arbeiten oft gleichzeitig - jeder an seinen Projekten - so dass Lärm und Dreck sich in aushaltbaren Maßen bewegen sollten.
Die Herausforderung war, die Drehscheibe mit Wechselmechanik für das Schleifpapier auszurüsten. Bitte bei Interesse an der Umrüstung dem Link folgen, das wird dann doch zu umfangreich für diesen Beitrag.
Ich habe mich damals für ablösbaren Sprühkleber entscheiden, um das Schleifpapier auf Plexischeiben zu befestigen. Was OK, aber durchaus verbesserungswürdig ist.
Das Papier löst sich jedoch an den Rändern ab, wird dann wellig und reißt ein, so dass am Ende nur die Fläche in der Mitte zur Bearbeitung übrig bleibt.
Mit meiner jetzigen Erfahrung würde ich auf Klett-Wechselmechanik umschwenken.
Ich arbeite immer von links nach rechts mit verschiedenen Wasserbehältern. Mit dem kleinen Bottich spüle ich die Scheibe, im Wassereimer lagern die fertigen Stücke, dadurch werden sie direkt gereinigt.
Den Kantenschliff kann man auch mit der Töpferscheibe prima machen. Ich habe zwischenzeitlich eine rotierende Bewegung aus dem Handgelenk entwickelt, so dass ohne Abzusetzen die Außenkante von Armreifen geglättet werden kann.
Die Innenkanten von Ringen und Armreifen sowie unregelmäßig gewölbte Flächen bearbeite ich Grobschliff-technisch mit dem Nagelfräser. Den Rest muss ich dann leider von Hand erledigen.
Welche Art des Schleifens man für sich wählt, hängt also von folgenden Faktoren ab:
Einfach ist es, wenn man ein Schleifgerät einmal vorab ausprobieren kann, bevor man sich zu einem Kauf entschließt. Frage einfach mal herum, bei Kollegen oder in der Nachbarschaft, welche Gerätschaften in deinem Zugriff liegen und ob Du sie einmal vorab leihen und für deinen Einsatz testen kannst.
Ein Glück ist dieses Thema nicht so umfangreich! Daher komme ich mit einem überschaubaren Absatz dazu aus.
Wenn das Werkstück erst mal rundum sauber geschliffen ist, ist das Polieren
ein Klacks.
Grundsätzlich möchte ich dazu anregen, Werkstücke auch einmal matt zu lassen, das hat eine überaus schöne Optik.
Die Besessenheit vom Hochglanz schießt für meinen Geschmack oft über das Ziel hinaus. Insofern finde ich die Frage, ob Hochglanz denn immer sein muss, an dieser Stelle durchaus berechtigt.
Das Polieren von Hand geht ziemlich schnell, ist geräuschlos und macht wenig Dreck.
Ich nehme dazu:
Ich stecke den Holzklotz so in den Strumpf, dass wenigstens zwei- bis drei Lagen Nylongewebe auf dem Holz liegen. Darauf ein Klecks Polierpaste und ein Tropfen Wasser, dann wird die Oberfläche langsam, aber mit Druck gerieben. Alternativ zum Strumpf kann man auch ein gut saugfähiges Baumwoll- oder Leinentuch nehmen.
Für runde Oberflächen oder Kanten knäule ich den Strumpf in die Hand und fahre mit festem Druck über die Oberflächen.
Der Kniff ist, solange zu reiben, bis die Oberfläche glänzend wird. Schleifen geht langsam und mit wenig Druck, beim Polieren ist es genau anders herum. Der ausgeübte Druck ist entscheidend. Danach reibe ich mit dem Baumwolltuch etwaige Rückstände der Polierpaste ab.
Achtung: nur mit wenig Paste arbeiten. Ein Zuviel an Paste bleibt als matter Rückstand auf der Oberfläche. Da poliert und poliert man und der Gießling ist schon lange glänzend, man sieht es nur nicht. Mit dem sauberen Baumwolltuch die Oberfläche zwischendurch abreiben hilft da schon, um sich vom Ergebnis zu überzeugen.
Was gegen das manuelle Polieren spricht, sind die Rückstände der Polierpaste in feinen Luftbläschen. Mit heißem Wasser und Spüli und einer weichen Zahnbürste bekommt man sie aus mittelgroßen Luftblasen auch wieder heraus.
Warum muss ich Rind auch ausgerechnet eine grüne Polierpaste benutzen? Wie man im Video unten sehen kann, gibt es ja auch farblose Pasten. Die sind auf jeden Fall zu empfehlen.
Ist laut, anstrengend und fusselt, aber manchmal hilft nur das für echten Hochglanz!
Ich nehme dazu:
Anmachen, Bürsten mit dem Abzieher aufrauhen, Polierpaste dranhalten, Werkstück dranhalten.
Der Glanz kommt mit der Zeit, man muss schon eine Weile drehen und wenden, bis alle Seiten optimal erstrahlen. Wenn die feine Bürste nicht reicht, kommt die extrafeine im zweiten Durchgang dazu.
Für detaillierte Infos verweise ich auf die Videos der Firma Polierbock, an denen ich mich ebenfalls orientiert habe:
So, ich spanne Dich nicht länger auf die Folter. Nachfolgend habe ich Erfahrungsberichte verschiedener Kunstharz-Akteure zum Schleifen und Polieren zusammengetragen. Daran kann man sehen, wie umfangreich das Thema ist, und dass meine vorgestellten Methoden nur wenige von vielen, vielen mehr sein können.
Mein überaus herzlicher Dank gilt allen Harz-Künstlerinnen und Künstlern, die mit ihren Texten, Fotos und Links dazu beigetragen haben, diesen Beitrag abwechslungsreich, spannend und inspirierend zu machen!
Für die nachfolgenden Beiträge liegen die Urheberrechte jeweils bei den Autoren, herzlichen Dank für die Genehmigung zur Nutzung innerhalb des Beitrags!
Viel Spaß!
"... Es hilft alles nichts – jetzt kommt die S*****sarbeit, das Abschleifen bzw. dem Erzeugen der Grundform. Begonnen habe ich mit 120er Schleifpapier. Wenn ihr ähnliche Verformungen habt solltet ihr euch ruhig ein paar Bögen davon kaufen – besser als wenn es sich zusetzt und ihr was nachkaufen müsst.
Persönlich würde ich, auch wenn es verlockend ist, keine Maschinen einsetzen. Entweder erwärmt es sich durch die Reibung zu stark was das Harz nicht so gut ab kann, oder ihr verkantet und haut eine Macke rein.
Weil die Seiten nur eine geringe Fläche haben, ist es schwer die von Hand in einem rechten Winkel zu schleifen. Ich habe mir folgendermaßen geholfen, siehe Foto unten.
Wenn die Grundform einmal steht wird es wieder einfacher. Ab jetzt gilt es nur noch die “Kratzer” des relativ groben Schleifpapiers zu beseitigen, und zwar mit feinerem Schleifpapier (Ach neee). Die Grundform habe ich ja mit 120er gemacht, worauf dann das 180er und 220er kam.
Für feinere Körnungen gibt danach nur noch Nassschleifpapier. In meinem Fall dann 320er, 400er, 600er und zum Schluss sogar 1200er (gibt es aber nicht in jeden Baumarkt)..."
Vorrichtung für den Nass-Handschliff eines Kunstharz-Objekts mit Einbettung von Oliver Riechert. Fotos: Oliver Riechert. Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers.
Kunstharz-Schmuck von Velina Glass. Fotos: Velina Glass. Mit freundlicher Genehmigung der Urheberin.
"... My finishing process has evolved through the years. I started with a general polish using files, sandpaper and a wolf belt sander. Now I only use hand tools. A soft file to remove large sections of resin and the rest is done with 3M Tri-M-Ite Imperial Polishing Paper. I found that everything else leaves scratches on the resin.
I start sanding at 400 grit and continue to 8000 grit. Sometimes this takes just a few hours however some pieces may take 5-6 hours of rubbing the resin. My favorite way to sand is to lay the paper against my thigh and rub the resin piece across the sanding paper. Because the stroke is downward I apply more force without increasing the amount of strength used and it is so much gentler on my hands.
My Fossil collection is not finished but polished with the old-fashioned Johnsons floor wax and a soft rag. I read that at one-time German Enamelists used oil from their nose to polish their work. This is my preferred form of polish for most of my work although I don’t usually tell this to my customers. Americans can be too sensitive about things like this...."
Von Alberto und Tania von House of Molds habe ich die Erlaubnis erhalten, eines ihrer You-Tube-Videos zum Schleifen und Polieren eines Kunstharz-Ringes einzubinden.
(Wer sich gerne Anregungen fürs Schmuckgießen holen möchte, dem ist der umfangreiche You-Tube-Kanal von House of Molds absolut zu empfehlen!).
House of Molds ist ein kleines Unternehmen mit Sitz in Italien, die Silikonformen für den Schmuck- und Bastelbereich herstellen und auf Etsy anbieten.
Im Video erfolgt der Grobschliff maschinell, der Feinschliff und das Polieren von Hand. Auch hier wird nur eine Fläche bearbeitet, dank der hochglänzenden Silikonform ist der Rest des Ringes schon perfekt.
Wie man Kunstharz-Ringe schleift und poliert - Video von House of Molds, mit freundlicher Genehmigung der Urheber.
Den Effekt "Nach Schleifen" und "Nach Schleifen und Polierpaste" haben Alberto und Tania im folgenden Foto noch einem gegenübergestellt:
Vorrichtung an der Drechselbank zum Schleifen und Polieren von Kunstharz von Frank Kuhlmann. Fotos: Frank Kuhlmann. Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers.
Herzlichen Dank, wenn Du bis hierhin durchgehalten hast.
Gerne nehme ich auch Bilder und Zitate von weiteren Harzkolleginnen und -Kollegen auf, denn nichts ist so hilfreich wie ein Austausch unter Gleichgesinnten.
Alleine durch die Recherche zu diesem Beitrag bin ich an vielen Punkten der handwerklichen Unkenntnis ein dickes Stück weitergekommen. Mehr dazu folgt !!!!!
Lass das Harz fließen und die Scheiben rotieren - ich wünsche Dir viel Erfolg für Dein persönliches Harz-Projekt.
Geschliffene Grüße sendet Dir
Edna Mo
PS:
Du hast Interesse an der handwerklichen Abwicklung von Gieß- oder Kunstharz, beispielsweise zum Silikon-Formenbau, Gießtechniken ohne Nachbearbeitung oder Mustertechniken?
Dann stöbere sich mal in meiner Blog-Rubrik Gießharz-Technik.