10. Juni 2018
Gleich verliere ich auch ein paar Worte über den neuen Han Solo Film. Denn seit Episode 7 habe ich mich in die Fangemeinde der Sternensaga-Jünger/-innen eingereiht und der Kinostart eines Star-Wars-Films wie "Solo - A Star Wars Story" stellt für mich ein Highlight dar, dass ich gerne zelebriere, mit Karten-Vorbestellung, Vorfreude, Trailer im Einzelbildmodus glotzen, also mit allem Zipp und Zapp.
Dass ich ungefähr zwei Stunden vor Kinostart zappelig und aufgeregt bin, muss nicht extra erwähnt werden. Trotzdem nehme ich Dich per Fotostrecke mit, diese Zeit mit mir zu verbringen.
Diesmal fand meine Premiere nicht wie sonst in meinem Düsseldorfer Stammkino, sondern in München statt.
Der Vorpremierentag fiel mit dem Geburtstag von Mister Mo zusammen, der bereits frühkindlich auf Star Wars geprägt wurde und seitdem sämtliche Zeitereignisse seines Lebens an den Veröffentlichungsterminen der verschiedenen Star-Wars-Filme festmachen kann.
Dieser doppelt bedeutungsschwangere Tag wollte würdig gefeiert werden, und neben anderen multiplen Ereignissen standen auch zwei Kinobesuche des Han-Solo-Films auf dem Programm. Die Fotostrecke entstand auf dem Weg zur Vorstellung, im und am Hotel und Kino und bei unsäglich heißen Temperaturen.
Als eher pragmatische, dennoch zu fashionablen Blüten fähige Person steckt man bei den Vorbereitungen für einem Star Wars Film immer in der Zwickmühle.
Sich "normal anziehen" geht gar nicht bei so einem wichtigen Ereignis, mit "etwas Schickem" ist man thematisch völlig daneben und ein Star-Wars-Kostüm besitze ich nicht (auch wenn es langsam Zeit wird, dass ich mir eines baue, ehrlich, in dem Tempo, wie die die Filme raushauen).
Da bleibt nur, aus dem unerschöpflichen Fundus meines Mannes ein Star-Wars-T-Shirt zu leihen, damit man sich wenigstens als Fan outen kann. Erst wollte ich das Blue Harvest-Shirt anziehen, aber diesen Codenamen kennen die frisch nachgewachsenen Fans meisten nicht, insofern habe ich mich für das Shirt mit dem klassischen ersten Comic-Cover zu einer schmalen 7/8-Hose entschieden.
Als einzig fesches Accessoire durften ein paar meiner schwarz-weißen Drahtorringe mit. Dieses Testpaar trage ich seit einigen Wochen, denn große Ohrringe bin ich selber nicht gewohnt und möchte natürlich wissen, wie praktikabel sie sich im Alltag verhalten.
Aber sie tragen sich leicht und angenehm. Die Stecker am Ohrringteil muss man ab und zu festziehen, und der Hochglanz wird mit der Zeit etwas weniger, aber ansonsten ist das ein traumhaftes Paar, eine vierteilige Variante von "Glückskeks mit Radiergummi und Drops" in weiß.
Menschenaufläufe sind mir eher suspekt und daher gehe ich unheimlich gerne in die erste Nachmittagsvorstellung ins Kino. Daher entgeht mir meistens, was ich dann in München bei der Vorpremiere am Abend erstmalig in dieser Form erleben durfte:
Menschenmasse pilgern ins Kino und ALLE haben ein Star-Wars-Shirt an oder sind sogar als Charakter verkleidet, und im Foyer stehen Vertreter der großen Fan-Clubs in aufwändigen und sagenhaften Kostümen, um sich mit den Fans fotografieren zu lassen. Und weil wir zu spät dran waren, konnten wir nur mit offenem Mund durch dieses Panoptikum hindurch galoppieren, um noch just in Time in unseren Kinosesseln zu sitzen.
(Das wird bei Episode 9 anders organisiert, das weiß ich jetzt schon!)
Das Lager der Fans (oder muss man schon fast sagen, der Gähns?) spaltet sich bei Star Wars zwischenzeitlich in zwei Lager. Die einen hängen der "alten" Tradition unter George Lucas nach, die anderen können sich auch gut mit der Neuinterpretation unter Disney anfreunden.
Das Lager der Traditionalisten boykottiert den Han-Solo-Film mit der Begründung, Disney wolle nur Geld machen, das Franchise verramschen und speziell den Solo-Film brauche die Menschheit nicht.
Die Liberalen, zu denen ich mich auch zähle, freuen sich einfach daran, dass dieses futuristisch-mystische Masterpiece mit der Zeit gehen und trotz aller Fiktion im hier und jetzt eine Bedeutung haben kann.
So leidenschaftlich ich auch Episode 4 und 5 liebe, für mich als Teenie hat das damals eindeutig besser funktioniert als heute. Ein Science-Fiction mit zwei charmanten Boys, die man anhimmeln konnte und eine "toughe princess", die sogar selber eine Kanone abfeuert.
Damit war man damals schon völlig glücklich und verzückt, denn alternativ gab es nur "Dallas" und "Der Mann aus dem Meer" und, wenn man Glück hatte, "Mit Schirm, Charme und Melone".
In Düsseldorf lief Episode 1 rund zwei Jahre (!) in den Kinos, das zeigt, wie neuartig diese verfilmte Geschichte für die damalige Zeit war. Mein Mann war als Knirps jeden Sonntag in der Vorstellung. Dass die Figuren klischeehaft und die Story ein Mix aus sämtlichen Heldenreisen-Handbüchern war, hat man in Anbetracht der Alternativen da gerne verziehen.
Heutzutage ist es eher nicht vorstellbar, dass überhaupt noch etwas so einen Kultstatus erlangen kann, wie damals Star Wars.
Die Schnelligkeit, mit der Dinge erfunden, gehypt und vergessen werden, hat ein affenartiges Tempo erreicht. Man hat gar keine Chance, sich mit irgendetwas oder irgendwem zu identifizieren, weil schon -zig neue Sachen in der Warteschleife stehen.
Ja, man weiß eigentlich nicht mal genau, wozu so eine Indentifikationskiste eigentlich gut sein soll. Welchen Wert hat so ein Film überhaupt, außer purem Entertainment?
Als erwachsener Mensch und Frau, bin ich heilfroh, dass Disney einmal den Staub aus der Geschichte geschüttelt hat. Wenn auch im Han-Solo-Film aus naturgegebenem Anlaß keine Frau die Hauptrolle spielen kann, so sind der weiblichen Nebenrollen derart zahlreich, gut gezeichnet, tough und liebevoll, das würde man sich für jeden anderen Hollywood-Film EXTREM dringend wünschen.
Zum Vergleich: im Film "Jurassic World" durfte ich miterleben, wie unsere weibliche Hauptdarstellerin formvollendet über Tage in Pumps und mit bebendem Busen durch den Dschungel rennt, so eine an den Haaren herbeigezogene Darstellung kann man als gestandener Mensch überhaupt nicht ernst nehmen. Die Kamera hat bei allen Szenen, in denen sie rennend im Bild ist, ihre Füße abgeschnitten, weil die Schauspielerin selbstverständlich beim Rennen keine Pumps trug. Überhaupt konnte ich den ganzen Film lang nur auf diese abgesägten Beine starren. Denn ich finde es nachgerade nervtötend, wenn mir solche Bilder immer noch vorgesetzt werden.
Dabei leiden weder Film noch Story darunter, wenn die Film-Figuren ein bißchen mehr das tun dürften, was auch ich und Du tun würden. Und das haben Disney und Kathleen Kennedy sehr wohl begriffen: bei aller Phantasterei in der Story müssen wenigstens die Figuren glaubwürdig sein.
Ich mag den Han-Solo-Film. Ein temporeiches, actiongeladenes, cineastisches Meisterstück, dass die Herkunft des Schmugglers und seine Persönlichkeitsentwicklung nachvollziehbar aufzeichnet, ein sagenhaft wendungsreiches Finale hat und alles in phantastische Bilder verpackt.
Mir ist schleierhaft, wie Menschen sich einen Star-wars-Film nur einmal ankucken und sich dann eine Meinung bilden können. Die vielen Nerds in München haben das gezeigt, die bereits beim Abspann ihre Smartphones zückten, um mit fliegenden Fingern ihre Social-Media-Kanäle zu befüllen.
Die Filme empfinde ich atmosphärisch und von den Bildwelten derart komprimiert, dass ich wenigstens drei Sichtungen brauche, um die Handlung außen vor lassen zu können. Ich habe keine Not, möglichst schnell meine Meinung kundzutun. So eine Meinung bildet sich und fällt nicht mal eben vom Himmel wie ein galaktischer Furz.
Erst ab der vierten Sichtung kann ich mich auf die Details konzentrieren. Da entdeckt man sehr viel schöne Momente, gerade im Schauspiel von Alden Ehrenreich, die so unglaublich Harrison-Ford-mäßig sind, dass man ihm den Solo absolut abnimmt.
Auch die Filmmusik ist es Wert, dass man genau hinhört. Ein tolles Medley aus sämtlichen musikalischen Themen von John Williams seit Episode 4.
Einziges Manko: man weiß, wie Solos Figur endet. Und diese "Hans-Solo-Kontroverse" aus Episode 7 ist es doch eigentlich, was die alteingessenen Fans Disney nicht verzeihen können.
Ihr Lieblingsidol aus der Kindheit liefert sich dem schöngeföhnten Sohnemann aus, der offensichtlich an einer bipolaren Störung leidet, und lässt sich ohne viel Federlesens und bei vollem Bewußtsein umsäbeln.
Dass eine geliebte Figur im Film ins Gras beißt, kann man ja noch hinnehmen. Aber das "wie" ist entscheidend. Der Held soll - bitteschön - als Held sterben. Heroisch. Dass der Held nun vielleicht gar kein so heldenhafter Typ ist, sondern oft mit mehr Glück als Verstand aus einer Sache rauskommt und überdies durch die Umstände selber zum totalen Sozialautist wurde, das wird über den Han-Solo-Film ganz wunderbar transportiert.
Und das ist wohl etwas, was das Idol nun auch in jungen Jahren vom Sockel holt und möglicherweise zum Han-Solo-Shitstorm geführt hat.
Ich kann ein bißchen verstehen, dass Leute im Kino gerne "nur" unterhalten werden wollen, und je mehr Klischee und Abziehbild Ihnen vorgesetzt wird, desto besser. Da kann man seine eigenen Unzulänglichkeiten viel besser verdrängen.
Je älter ich werde, desto transparenter wird mir der ganze menschliche Kosmos inklusive seiner Abgründe, und ich finde es durchaus wünschenswert, dass uns auch solche Momente im Rahmen von Unterhaltung serviert werden. Dass Menschen scheitern, dass Menschen unperfekt sind, dass Menschen gebeutelt sind von ihren eigenen Dämonen, und trotzdem liebenswert und großartig sein können.
Ich mag die Figuren und ihre Entwicklung, wie Disney sie ab Episode 7 aus dem starren traditionellen Schema befreit, ihr Handeln widersprüchlich und ihre Charaktere nachvollziehbar macht.
Die große Frage ist nun, welches Kostüm ich mir aussuchen soll, um zukünftig meine Fan-Auftritte hinzulegen. Kylo Ren und Chewbacca wären meine erste Wahl, aber da fehlen mir entscheidende Zentimeter Körpergröße. Für Rey bin ich zu grau, für einen Porg zu groß und Finn und Poe haben kein schönes Kostüm. Ich könnte mir Plateaustiefel, ein Korsett sowie violette Tönung besorgen und dann als Admiral Haldo gehen, aber dieses gefältelte Kleid übersteigt meine Nähkünste. Vielleicht gehe ich einfach als Luke, als mittelwüchsiger desillusionierter Zottel gehe ich allemal durch, da fehlt nur der Bart. Allerdings sind diese Lichtschwerter immer unheimlich hinderlich, wenn man aufs Klo muss. Eine der kostümierten Reys in den Nachbarkabine hatte sehr damit zu kämpfen.
So, die werte Autorin wendet sich nun wieder ihrem Hauptanliegen zu, und wird beim nächsten Blogeintrag wieder tief in die Töpfe mit dem Kunstharz kucken!
Machtvolle Grüße sendet Dir
Edna Mo