24. Januar 2019
Eigentlich war alles anders geplant. Auf diesem Blog sollten sich im Januar Fachinformationen und Kunstharz-Materialkunde-Tipps nur so drängeln. Und dann wird es doch tatsächlich Winter (in Düsseldorf liegt tatsächlich Schnee, das kommt ziemlich selten vor), die Temperaturen im Atelier klettern rasant in den arktischen Bereich, und dann geht plötzlich nichts mehr. Ich bin es ja gewohnt, im Atelier wie ein Michelin-Männchen in mehreren Pulloverschichten herumzuwatscheln, mit leicht abgespreizten Armen ob meines Umfangs.
Aber das Kunstharz, dieses sensible empfindliche Ding, zart wie ein Blütenblättelein, das mag es ganz und gar nicht kalt.
Das tut dann nämlich nichts mehr. Das arbeitet am Liebsten bei 20 °C und bei kälterer Umgebung wird alles sehr laaahaaangatmig und schwäääääärfällig. Und da mein Arbeitsraum nicht wirklich heizbar ist, und die (muckelig warme) Wohnung harzfrei bleibt, muss ich mich wohl in Geduld üben.
Oh du mildes Wetter, bitte komm geschwind zurück zu mir!
Mit dem Niedergang der Arbeitstemperatur ist mein Atelierbericht zu Doming-Harzen zum Scheitern verurteilt. Nach Tagen noch klebrige Gießlinge und nach dem Nachtempern stumpfe Gießlinge mit öligen Rändern sind weder das, was mir Spaß macht oder dem Produkt dienlich ist.
Gießharz kann man bei 15 °C noch verarbeiten, auch wenn sich die Aushärtezeit mehr als verdoppelt, aber Doming-Harz bzw. Deckschicht-Harz macht einfach nur Mist. Merke: Kein Domen bei 15 ° C und kälter! Ich erinnere mich, dass ich die letzten Winter ähnliche Phasen durchleiden durfte (die aber gefühlt kürzer ausfielen).
Also wird ordentlich geflucht, und alles mitten im Prozess beiseite gelegt.
Mit Strom die Bude auf Kuschelfaktor zu bringen, ist so einigermaßen aussichtslos. Für die derzeit notwendigen Kundenhandgriffe mit Gießharz bei Möbelknopf und Co. wärme ich die Flaschen an, bevor Harz und Härter zusammengekippt werden, so dass wenigstens die Reaktionstemperatur gegeben ist. Und ich plane lange Wartezeiten ein.
Gefühlt 27 laufende Projekte und an keiner Front geht es voran.
So ausgebremst zu werden, ist so gar nicht mein Ding.
Stillstand im Atelier. Sonst gibt es wenig zu berichten. Bedingt durch einen größeren Kundenauftrag habe ich mich auf die Suche nach weiteren Kunstharzprodukten begeben, die sich für Einbettungen eignen, habe Hersteller angeschrieben und mache eine ganze Reihe von Anwendungstests. Mein Wunsch: eine Übersichtstabelle, in der die zentralen Anwendungsvorgaben und Eigenschaften der von mir ausgetesteten Epoxidharz-Produkte aufgelistet sind.
Kunstharz ist zwar Kunstharz, aber im Detail unterscheiden sich die Ergebnisse doch stark voneinander, man glaubt es kaum. Fakten vergleichen zu können und ein zentrales Nachschlagewerk (statt eine Loseblattsammlung) zu haben, daran möchte ich mich gerne versuchen. Merken kann ich mir längst nicht mehr, was bei einzelnen Produkten zu beachten ist. Und einige Details kann man sich nur praktisch erarbeiten.
Vielleicht sollte ich standardmäßig im Januar eine Blog-Winterpause einlegen. oder mich anderen Betätigungen zuwenden, die sich in der geheizten Wohnung machen lassen. Wie Armreifen von Hand schleifen, nähen oder einfach mal nur hemmungslos netflixen.
Mit notgedrungen stillhaltenden, nicht scharrenden Hufen grüßt Dich
Edna Mo