28. Januar 2019
Werbung für meinen handgefertigten Kunstharz-Schmuck, Shoplink (*) -
Heute berichte ich über einen technischen Kunstharz-Kniff, der bei der Einbettung ganz hilfreich sein kann. Es handelt sich um eine Art Hilfskonstruktion, mit deren Hilfe man Objekte scheinbar schwebend übereinander anordnet.
Zwei Umstände haben mich dazu gebracht, über das Phänomen des Schwebe-Effekts bei Einbettungen nachzudenken: einmal eine Mailanfrage von Pascal, der gerne kleine Muscheln in Armreifen schwebend einbetten wollte, dies aber ohne das Gießen einzelner Schichten.
Ihm habe ich noch äußerst kompliziert geantwortet, aber seine Frage arbeitete in meinem Kopf noch länger nach und schwamm dann spontan an die Oberfläche meines Bewusstseins, als ich einen größeren Kundenauftrag bekam, Codename Confetti-Projekt.
Ich hole nur einen Absatz lang aus: das Confetti-Projekt ist die Skalierung eines bestehenden Armreifs mit eingebetteten Kunstharz-Punkten auf weitere transparente Armreifen in unterschiedlichen Formen.
Jetzt habe ich bei dem bereits fertig gestellten Armreif aus diversen Gründen mehr Glück als Verstand gehabt, wie ich bei einer genauen Analyse erkannte. Die Umsetzung erfolgte handwerklich in nur einer transparenten Kunstharz-Schicht. Dass die Punkte so phänomenal schwebend aussehen, hat etwas mit der Krümmung der Silikonform und der Dicke der Kunstharz-Punkte zu tun. Zu gut deutsch: die klemmten einfach miteinander fest und rutschten trotz Harz nicht lose.
Zum Vergleich: bei einer zylindrischen Armreifen-Form sinken die Punkt-Elemente wie Bleigewichte unten auf den Grund der Form ab. Das Harz wirkt wie ein extrem flutschiges Gleitmittel.
Daher ist der nachfolgende Armreif in zwei Schichten umgesetzt worden. Er war sozusagen Version zwei meines eigenen Versuchs, den ersten, gelungenen Armreif unerfolgreich zu kopieren.
Erst wirde eine transparente Schicht Harz gegossen, in die direkt die Punkte reinflutschen durften.
Die "Trennlinie" zwischen den zwei Harzschichten wurde mit einer transparenten Farbwolke "kaschiert", die auf die flüssige Oberfläche der ersten Schicht aufgetropft wird. Härten lassen.
Auf der gehärteten Oberfläche lässt sich eine zweite Lage Punkt-Elemente anordnen. Der obere Rand wurde ebenfalls mit einer Farbwolke kaschiert.
Und beim Confetti-Projekt? Meine Kundin wünscht sich nun viele Armreifen mit schwebenden Punkten und ohne Farbwolken und Trennlinien. Denn die Trennlinien bei transparenten Gießlingen sind tatsächlich nicht besonders schön. Die Ausprägung dieser Trennlinie ist eine Frage des Harzes, der Verarbeitung aber auch der zu gießenden Form.
Da habe ich mich an Pascals Frage erinnert. Eine Lösung musste her!
Parallel habe ich mit der Kunstharzpunkte-Massenproduktion angefangen (ich nenne die Elemente immer Punkte, dabei sind es mathematisch betrachtet natürlich runde Kreisscheiben). Dazu wurden von bestehende Kunstharzpunkten Silikonformen erstellt. Und jede Menge Kunstharzscheiben-Elemente in sämtlichen Pastelltönen, aber auch mit Metallfolie und Glitter gegossen. Und geschliffen, um eine saubere Abschlussfläche zu erzeugen.
Natürlich ist im Portfolio des Confetti-Kundenauftrags auch ein zylindrischer Armreif. Oweh, oweh!!! Ich habe es in einem Testarmeif noch einmal versucht: Aber nein! Ohne Hilfestellung bleiben selbst etwas dickere Punkte nicht zwischen den Wänden der Silikonform haften.
Ja, ich habe herumprobiert und nachgedacht. Nach meiner ersten (erfolglosen) Schicht habe ich mich damit beholfen:
Punkte wurden in eine etwas größere Silikonform (hier: längliche Ohrringteile) gelegt und mit einer Schicht transparentem Harz aufgegossen.
Diese länglichen Gießlinge konnte man nach de Aushärten wunderbar in die Armreif-Silikonform stellen und - wiederum mit transparentem Harz - aufgießen.
Eigentlich soweit ganz gut. Das Prinzip funktioniert. Leider zeigt sich im Detail, dass nicht alle Harze gleich gut mit dem Thema Einbettung umgehen. In diesem Fall wurde das Crystal'Diamond genutzt. Das hat laut meiner Erfahrung die Tendenz, eine Trennlinie etwas deutlicher auszubilden und etwas blasig auszuhärten.
Und so wurde es denn auch: Im Falle der oben benutzten Hilfskonstruktion wurden alle Außenkanten der länglichen Gießlinge mit Luftbläschen besetzt.
Das liegt an den Schrumpfrändern des Harzes, die eine tolle Angriffsfläche für Bläschen bieten. In den transparenten Stellen des Armreifs ist daher nicht nur die Trennlinie, sondern auch merkwürdige lineare Effekte zu sehen.
Für den zweiten Testarmreif wurden folgende Komponenten geändert:
Damit man die "zusammengeklebten" Punkte einmal besser sehen kann, habe ich so ein Element noch einmal nachgemacht und einzeln fotografiert:
Und ja, das hat supertoll funktioniert.
Eine schwebende Anordnung konnte mit nur einer Schicht Kunstharz erzielt werden, also: Trennlinie Adieu!
Die Klebeverbindung ist an einigen Stellen minimal sichtbar, aber längst nicht so massiv wie beim ersten Armreif.
Ich bin ganz zufrieden mit dem Ergebnis und fühle mich ganz gut gerüstet, das Confetti-Projekt zu starten. Spannend wird auch, die Hilfskonstruktion des "Zusammenklebens" in andere Kunstharz-Anordnungen zu übertragen.
Den zweiten, gelungenen Testarmreif habe ich mit Kunstharz-Kreisscheiben umgesetzt, die die Kundin aufgrund des Fleckenmusters nicht so schön fand. Daher ist der Armreif zu vergeben und liegt in meinem Etsy-Shop(*) zum Kauf durch eine Punkte-Freundin oder einen Punkte-Freund bereit.
Die Breite ist 5 cm, die Wandstärke ist ca. 5 mm und der Innendurchmesser beträgt 6,5 cm (Standardformat für Armreifen). Zusätzlich wurde der Armreif von allen Seiten geschliffen und poliert und verfügt über eine samtweiche, hochglänzende Oberfläche.
Ich stürze mich weiter in das Confetti-Projekt und werde berichten, wie die weiteren Umsetzungen gelingen werden (oder auch nicht!)
Getüpfelte Grüße sendet Dir
Edna Mo