31. März 2020
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Hallihallo zurück zum zweiten Teil der Einbettungskunde von Objekten in transparentem Epoxidharz. Im ersten Teil des Beitrags wurden verschiedene Möglichkeiten vorgestellt, mit nur einer Harz-Schicht Objekte in einem kleinen Würfel zu verewigen.
Im zweiten Teil geht es um die etwas aufwändigere Methode, bei der mehrere Schichten benutzt werden, um das einzubettende Objekt möglichst genau im Würfel zu positionieren und es im klaren Epoxidharz scheinbar schweben zu lassen.
Bitte lies Dir die " Vier wichtige Punkte, um gelungene Ergebnisse zu erzielen" aus dem ersten Beitrag auch durch, wenn Du Dich nur für die nachfolgend vorgestellte Methode inetressierst.
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Egal, mit welchem Harz Du arbeitest: um die Trennlinie so fein wie möglich zu halten, sollte die untere Harzschicht gehärtet sein, bevor neus Harz aufgegossen wird. Diese Zeitspanne wird im technischen Datenblatt genannt ("Trocken nach" oder "Ausformbar nach") und beträgt bei meinem Harz 20 Stunden bei 20 ° C.
Bei meiner kühlen Verarbeitungstemperatur (18 ° C) plane ich daher besser 24 oder mehr Stunden ein.
2. Welche Seite meines Objekts soll später an welcher Stelle im Würfel zu sehen sein? Bei mir ist die Hauptansicht des Würfels die Seitenansicht. Ich positioniere die Objekte so, dass die schönste Seite zur Seite des Würfels ausgerichtet ist.
Aber aufgepasst: die Anordnung ist "verkehrt herum" ist - die Eingießöffnung der Silikonform ist die spätere Stellfläche des Würfels.
Daher überlege Dir genau, wie die Anordnung des Objekts später sein soll,
und wie Du beim Gießen vorgehen musst.
(Wenn Du etwas schneller zum Ziel kommen möchtest und Du Dir beim Ergebnis auch vom Zufall helfen lassen möchtest, ist die Ein-Schicht-Methode besser für Dich geeignet, siehe dazu Teil 1 des Tutorials.)
Ich möchte zwei ulkig geformte Kieselsteine aufrecht stehend einbetten, die schöne Seite des Kiesels soll jeweils zur Seitenfläche des Würfels ausgerichtet sein.
Dafür probiere ich aus, in welcher Position der Kiesel von alleine aufrecht stehen kann und messe die Höhe des Kiesels ab.
Die Silikonform ist 3,5 cm hoch.
Wenn der obere Kiesel mittig schweben soll, benötige ich eine Grundschicht, die
(3,5 - 2,4 = 1,1 : 2 = 0,55)
rund einen halben Zentimeter dick ist.
Beim kleinen Kiesel benötige ich eine Grundschicht von etwa 8 mm.
Um eine Harzschicht in einer bestimmten Höhe zu gießen, kennzeichen ich die benötigten Längen mit Bleistift an einem Holzstäbchen.
Beim Eingießen des Harzes nutze ich das Holztäbchen als "Harzstandsanzeiger".
Wegen der Schrumpfung beim Trocknen gieße ich das fertig gemischte und entlüftete Harz so ein, dass es an der Oberkante des Striches steht.
Jetzt heißt es abwarten, bis die erste Schicht Harz ausgehärtet ist.
Ist die untere Schicht noch "nachgiebig" beim Aufbringenvon flüssigem Harz, wird die Trennlinie zwischen den Schichten deutlich stärker und unruhiger ausgebildet.
So bastelst Du einen Harzstandsanzeiger. Und dann beim Harz eingießen vorischtig bis zur Strichhöhe aufgiessen.
Nach der Trockenzeit werden beide Kiesel auf den gehärteten Oberflächen positioniert.
Nun wird die zweite Schicht Harz (gemischt und entlüftet) sehr vorsichtig in einem dünnen Strahl aufgegossen, so dass der Kiesel nicht weggeschwemmt wird.
Weil der Kiesel schwer ist, bleibt er trotz des einlaufenden Harzes "unten" auf der gehärteten Schicht stehen. Nun aushärten lassen udn aus der Silikonform nehmen.
Im Harz fallen Farben und Muster der Steine deutlich schöner aus!
Mein leichtes Objekt ist eine Eichel, ein Hohlkörper, der zuverlässig wie eine Luftmatratze an die Harz-Oberfläche schwimmen wird (alles schon passiert). Daher wird sie mit einer zusätzlichen "Klebemaßnahme" an der Grundschicht festgeklebt.
Die Ausrichtung ist so, dass die Eichel quer im Würfel platziert wird.
Das Vorgehen zum Messen und Gießen der Grundschicht verläuft exakt wie beim schweren Kieselstein.
Hier im Foto ist die Eichel noch im Trockenzustand auf der gehärteten Grundschicht aufgelegt, so soll sie später liegen.
Zum Fixieren werden erst ein paar Tropfen Harzgemisch auf die Grundschicht aufgetropft und dann die Eichel in der Wunschposition aufgelegt.
Allerdings dreht sich die Eichel im Harz wie eine Robbe im Planschbecken. Es benötigt etwas Fingerspitzengefühl und zwei Holzstäbchen, die Eichel auf der glibschigen Harzschicht auszurichten.
Jetzt heißt es wieder abwarten, bis diese dünne Klebeschicht Harz ausgehärtet ist.
Im dritten Arbeitsschritt wird das gemischte und gelüftete Harz bis zur Endhöhe in die Silikonform eingefüllt. Da die Eichel abrutschsicher auf der Grundschicht festgeklebt ist, muss hierzu nichts weiter beachtet werden.
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In meinem Fall ist die Trennlinie kaum sichtbar. Bei der Umsetzung der schwebenden Steine fällt die Trennlinie zweischen den beiden Harzschichten kaum auf. TipTop und Daumen hoch als Bewertung!
Im Drei-Schicht-Verfahren ist dafür aber die dünne Klebeschicht als unruhige Fläche innerhalb des Harzwürfels erkennbar. Nach Rücksprache mit dem Hersteller liegt dieser Effekt an der bei mir vorliegenden Kombination von "dünne Schicht" plus "kühle Verarbeitungstemperatur", dieses Zusammenspiel fördert die Bildung bestimmer Salze, deren kristalline Struktur sich als unruhige Oberfläche abzeichnet.
Mit meinem nicht gut zu heizenden Arbeitsraum bin ich da eindeutig weniger gut aufgestellt. Der Effekt ist also ein Manko der Umstände und nicht des Harzes.
Drum prüfe, wer große Volumen harzen möchte, wie es um die Umstände bestellt ist!
Die im Beitrag gezeigten Würfel konnten damit sehr gut umgesetzt werden. Jedoch istdie eigentlich zum Backen konzipierten Silikonform sehr dünnwandig. Es zeigen sich sehr schnell kleine Verletzungen in der Oberfläche. Das Harz ist am Schrumpfrand scharfkantig, es wird mit spitzen Pinzetten oder Holzstäbchen im Harz hantiert, das Ausstülpen fügt der Oberfläche des Silikons kleine Risse zu.
Auch die Methode, das Objekt zwischen die Wände der Silikonform zu klemmen, führt dazu, dass der Würfel "bauchig" wird. Ich habe den Eindruck, dass die Würfel mit steigender Anzahl an Abformungen an "shape" verlieren.
Meine Silikonform mit 15 Würfeln als Tablett erzeugt nach je etwa vier- bis fünfmaligen Abformen keine perfekten Oberflächen mehr. Für Würfelfans empfiehlt es sich langfristig, auf etwas dickwandigere Kubenformen speziell für den Gebrauch mit Harz zu setzen.
Da mit einer glänzenden Silikonform gerabeitet wird, werden bei den Objektwürfeln in der Regel nur die Eingießflächen, die spätere Standflächen, bearbeitet.
1. Überstehende Objekte werden mit dem Cutter oder auch mit der Handsäge entfernt und der scharfkantige Schrumpfrand mit dem Cutter oder der Metallfeile geglättet.
2. Bei der Anordnung "Richtig herum" wird die Eingießfläche erst grob abgefeilt und dann mit einer dünnen Harzschicht überlackiert.
3. Wer eine absolut ebene Stellfläche wünscht, kann diese auch nass schleifen und polieren, wenn die Zeitspanne "Endfest nach" oder "Vollständig Ausgehärtet nach" gemäß technischen Angaben erreicht ist.
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Ich habe dieses Tutorial auch dazu genutzt, die neuen Harzprodukte von Epodex auszuprobieren. Herzlichen Dank an den Anbieter für die kostenlose und unverbindliche Möglichkeit, die Produkte zu testen.
Das vormals einzige Harzprodukt wurde überarbeitet, so dass es nur noch eine geringe warmtonige Färbung aufweist, und ist jetzt unter dem Namen Epodex Clear Eco erhältlich.
Zusätzlich wurde die Produktreihe um das Harzsystem Ultra Clear Pro erweitert.
Es handelt sich um ein Harz mit zwei verschiedenen Härtern, so dass unterschiedliche Schichthöhen und Verarbeitungszeiten zur Verfügung stehen.
Epodex Ultra Clear "Eco"
Auch wenn das "alte" Epodex-Harz sowie das Eco mit nur 1 cm Schichthöhe nicht für 3,5 cm hohe Würfel geeignet sind: hier kann ich mir zu Nutze machen, dass die Verarbeitungstemperatur in meinem Atelier mit derzeit 17 bis 18 °C unterdurchschnittlich ist, und die Würfel insgesamt kein allzu großes Volumen aufweisen.
Das Clear Eco trübt bei der Schichthöhe merklich ein und ist daher nicht optimal geeignet. Im ersten Teil des Tutorials sind zwei Kuben daher warmtonig und trüber ausgefallen als die anderen, was im Vergleich sichtbar ins Auge fällt. Wie immer haben die technischen Hinweise Recht!
Aber: das Harz arbeitet zuverlässig auch bei dünnen Schichten auch unter 20 ° C!
Epodex Ultra Clear "Pro"
Das Pro ist sehr gut geeignet. Fast alle Würfel wurden mit dem Pro umgesetzt, auch die mit einem Guss und 3,5 cm Höhe, was prima geklappt hat. Das Harz ist eigentlich nur für 2 cm Verarbeitungshöhe pro Schicht ausgelegt. Hier kommt mir wieder die geringe Verarbeitungstemeperatur zu Gute.
-> Bei Nutzung der Mehr-Schicht-Technik ist das Produkt wieder genau richtig, da die Schichten dünner ausfallen. Jedoch sollte für die dünne Klebeschicht auf eine Verarbeitungs- und Trocknungstemperatur von wenigstens 20 ° C geachtet werden!
Ich habe für mich festgestellt, dass das Ultra Clear Pro sehr gründlich gemischt werden muss. Es hat eine etwas zähere Konsistenz und zeigt beim unaufgeregten Mischen nach 2,5 Minuten noch massive Schlieren.
Nachdem der erste Würfel mit drei Minuten Mischzeit auch im gehärteten Zustand Schlieren aufwies, wurde für alle nachfolgenden die Mischzeit auf 3 + 2 Minuten zuzüglich Umtopfen hochgesetzt.
Auch das hat etwas mit meiner tendenziell zu niedrigen Verarbeitungstemeperatur zu tun. Beim Einsatz des Heißluftföns verbessern sich Mischbarkeit und Entlüftungseigenschaften sichtlich!
(Foto: Schlierenbildung im unteren Drittel. Das letzte Restchen Harz im Mischbecher konnte aufgrund längerer Standzeit bei kühler Temperatur nicht mehr optimal entlüften und bildete Salzkristalle aus.)
Epodex Ultra Clear Pro "Plus"
Mit 5 cm Schichthöhe ist das Plus perfekt für die Umsetzung größerer Schichten in einem Guss. Es ist klar und neutralfarbig, hat eine sehr dünnflüssige Konsistenz und entlüftet hervorragend. An der Optik gibt es überhaupt gar nichts auszusetzen.
Mit drei Tagen Trocknungszeit und 14 Tagen Aushärtezeit erfordert es bei der Benutzung allerdings ein Höchstmaß an Geduld. An dieser hat es mir durchaus gemangelt, als ich diesen Beitrag umgesetzt habe.
-> Wer die Muße hat und größere Kuben im Sinn, ist mit diesem Produkt perfekt aufgehoben.
- das SKResin 72 mit Epohard 72 vom Harzspezialisten, das im Ergebnis mit dem Epodex Ultra Clear Pro Plus vergleichbar ist, eventuell etwas warmtoniger ausfällt.
- das Crystal'Diamond von Cleopatre, das im Ergebnis mit dem Epodex Ultra Clear Pro vergleichbar ist, und eventuell etwas warmtoniger als das SKResin 72 ausfällt.
Ich freue mich, wenn ich Dir ein paar Tipps und Inspirationen für die kreative Arbeit mit dem Werkstoff Kunstharz vermittelt habe.
Ich muss jetzte erst mal ganz dringend mit den neuen "Bauklötzen" spielen.
Es macht teuflisch Lust, immer wieder die Würfel in die Hand zu nehmen und sich an den hübschen Objekten zu erfreuen. Also Vorsicht: Suchtgefahr!
Angefixte Grüße sendet Dir die klötzchenstapelnde
Edna Mo
PS: Der Beitrag wird verlinkt bei Handmade on Tuesday und bei der Handmadekultur