The Pink

Ja, ich bin ein Kind der 80er Jahre. Insofern bin ich mit einem gesunden Verhältnis zur Farbe Pink aufgewachsen. Ich fand Anziehpüppchen super (frühes Erwachen der Modeaffinität), habe aber Sindy gegenüber Barbie den Vorzug gegeben. Die hatte einen überdimensional großen Kopf (erste Ahnungen zur Rollenreflektion). Aber am allerliebsten mochte ich Plastikpferde, und da waren Farbe und Geschlecht sowieso völlig egal. Ich erinnere mich, im zarten Alter von 12 neben einer furchteinflößend blitzenden Zahnspange einen erblindungswürdigen neonpinkfarbenen Pullover besessen zu haben. New Wave, die erste elektronische Musik, und ich mittendrin. Wen wundert es, dass ich mich zu einer Ausstellung mit dem Thema „Push the Pink“ auf zellulärer Ebene nahezu berufen fühle?

Abgesehen von meinem inneren Erinnerungsfilm hat die Ausstellung einen ganz realitätsbezogenen Aufhänger, nämlich den von der UN ins Leben gerufene Weltmädchentag am 11. Oktober, der mit zahlreichen Aktionen auf die Belange von Mädchen aufmerksam machen möchte, die vielerorts stark benachteiligt werden.

Nun bin ich längst kein Mädchen mehr und habe, wie man unschwer herleiten kann, die Zeit meines Lebens fernab von Entwicklungsländern verbracht. Zum großen Glück kann ich keine der bedrückenden Erfahrungen der Mädchen teilen, auf die die Aktion aufmerksam machen möchte. In unserer konsumorientierten Zivilisation wird Pink mit einer gänzlich anderen Konnotation belegt – da geht es um zielgruppenaffine Produktvermarktung in der Regel unnützer Dinge für MÄDCHEN. Da schwingen dann Prinzessin Lillyfee, Barbie und Hello Kitty im rosaroten Wölkchenwirbel und animieren Heerscharen von unreifen Geistern zum Kaufrausch.

Nicht ganz unkniffelig, in diesem Spannungsfeld ein Exponat beizusteuern. Was mich - ganz Formalistin - am Ende gereizt hat, ist dem Phänomen der Farbe auf den Grund zu gehen. Pink Ist Bah. Wer nicht in die Reihe der unreifen Geister gezählt werden will, vermeidet diese Farbe strikt. Aber diese Farbe ist zumindest so schön wie jede andere, nur hat sie in meinen Augen ihre Unbedenklichkeitsbescheinigung verloren.

„Sei ein Mädchen und stolz drauf“ ist meine Interpretation des Themas. „Mach Dir eigene Gedanken, rede davon, misch dich ein, sei da.“ Und wenn man diese Werte vermittelt bekommt und sogar für sich anwenden kann, ist es auch egal, ob man am liebsten Prinzessin Lillyfee Haarspangen trägt.

Leute, kommt kucken. Edna Mo ist unter ihrem bürgerlichen Pseudonym dabei!

Leute, kommt kucken. Edna Mo ist unter ihrem bürgerlichen Pseudonym dabei!

Drei Ansätze habe ich bei der Ausarbeitung der Exponate verfolgt. Einmal habe ich angeregt durch Wilhelm Mundts „trashstones“ ein überdimensionales Seifenei in drei Farbschichten erstellt. Für mich hat Seife etwas mit Reinigung und Wiedergeburt zu tun. Allerdings: eine so große Seife ist völlig unhandlich. Durch die vergrößerte Proportion hat sie Ihre Funktion verloren. Wozu ist das Ding gut? Im Anschnitt kann man den pinkfarbenen Kern erkennen. Oder handelt es sich doch eine große Samenkapsel? Die Keimzelle zukünftiger Evolution?

Das Ding aus einer anderen Welt?

Das Ding aus einer anderen Welt?

Ansatz zwei ist eine Installation aus Fundholz und Gießharz, das aus Knochenringen abgeformt wurde. Man kann ein Gesicht erahnen. Es sieht traurig aus – oder doch wütend? Das Gesicht scheint zu rufen. Wie wehendes Haar schlängelt sich der Ast.

Noch ein paar Montagefäden, aber sonst fertig.

Noch ein paar Montagefäden, aber sonst fertig.

Te

Ohne Schmuck und Accessoires geht es nicht. Und diese schmückenden Objekte vereinen meine Gedanken zum Thema par excellence: sie sind pink, aber auch andersfarbig. Sie sind dekorativ, aber auch unterschwellig ablehnend. Sie haben wolkig-zarte Farben, aber sachliche Formen.

Wir suchen uns ein Stück weit selbst aus, welcher Mensch wir sein können.

Ihr seid herzlich eingeladen, nicht nur meine, sondern auch die Exponate der anderen Künstler im SchauRuhm in Düsseldorf Gerresheim zu bestaunen.

Zum Hängen, zum Anhängen. Für Hand und Arm.
Zum Hängen, zum Anhängen. Für Hand und Arm.
Zum Hängen, zum Anhängen. Für Hand und Arm.

Zum Hängen, zum Anhängen. Für Hand und Arm.

Zurück zu Home
Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Über mich
Edna Mo