23. Januar 2016
Auf diesem Blog gibt es auch Einblicke in das echte Leben. Zwar selten, weil ich persönlich den Alltag durchaus ernst nehme und die herrlich verrückten Inszenierungen und Verkleidungen als das nehme, was sie sind: Amusement und Entertainement. Aber so ganz lässt sich der ungeschönte Alltag aus diesem Blog nicht ausblenden. Auch wenn dieser nicht ganz so exquisit anzuschauen und viel weniger unterhaltsam ist.
Statt ich also, wie in meinen geheimen Wünschträumen geplant, die vorweihnachtlichen Mußestunden mit Plätzchenbacken, dem Schmettern von Christmas Carols und den ganz großen Gefühlen beim kleinen Lord verbracht habe, war ich mehr oder weniger im Atelier festgekettet und meine persönliche Vorweihnachtszeit Anfang Dezember wieder passé.
Edna Mo beim Gießen von Harz inmitten von gefühlten Tonnen von Silikonformen in einem sehr unaufgeräumten Atelier.
Der Grund ist aber dennoch ein schöner. Kreationen aus Giessharz aus der Edna Mo Manufaktur werden auf der Creativeworld in Frankfurt präsentiert. Das ist eine internationale Fachmesse für den Hobby-, Bastel- und Künstlerbedarf. Und da die bereits Ende Januar stattfindet, bin ich seit Dezember intensiv in die Anfertigung von Mustern involviert. Diese werden den Stand der Firma Colles et Couleurs Cleopatre schmücken und demonstrieren die Anwendung der transparenten Harzfarbe, die ich bereits im September hier auf dem Blog vorgestellt habe.
Größer, bunter, effektvoller! Und da Giessharz ein sehr eigenwilliges Material ist, lassen sich viele Erfahrungen von Mini-Gießlingen nicht 1:1 auf größere Gießlinge übertragen. Kurzum, man muss alles doppelt und dreifach machen, um am Ende ein vorzeigbares Stück zu haben.
Große Gießlinge müssen aber auch irgendwo liegen und gut durchtrocknen und so wurde das Atelier im Dezember einer generellen Neustrukturierung und Verordentlichung unterzogen. Zwischenzeitlich habe ich mich auf insgesamt sieben Arbeitsflächen ausgebreitet.
Die Möbelknopfe werden auch auf der Messe gezeigt. Als Anschauungsobjekt dienen kleine Schubladenschränkchen, die mit den Knöpfen ausgerüstet werden. Anfassen ist da immer hilfreich.
Besorgen, Schleifen, Lackieren, und vor allem: ungeeignete Schränkchenmodelle entsprechend umbauen - ganze Tage habe ich im mittlererweile steif gewordenen Arbeitskittel und unter der Atemschutzmaske verbracht.
Lackierstation für Schubladenschränkchen: Edna Mo hat als Ablage die Druckerpresse annektiert. Die unteren zwei Schränkchen haben ganz neue Fronten erhalten.
Die Möbelknöpfe bekommen gefräste Löcher, in denen die Befestigungsschrauben versenkt werden. Da dies entsetzlich viel Dreck macht (der sich zu gerne untrennbar auf frischen, noch klebrigen Gießlingen niedersetzt), kommt meine selbst gebaute Fräskiste endlich zu vollem Körpereinsatz (auf dem unteren Foto fräse ich gerade einen Schlüsselanhänger-Handschmeichler und keinen Möbelknopf. Aber es ist selten genug, dass ich beider echten Drecksarbeit dokumentiert werde).
So, ich hoffe, alles wird rechtzeitig fertig und in Frankfurt die Besuchermassen zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißen. Anders als beim Stricken oder der Landschaftsmalerei hat das Harzen (mir völlig unverständlich) zumindest in Deutschland keine große Anhängerschaft. Wenn meine Anschauungsstücke dazu beitragen, dass sich das ändert, war jede Minute meiner Zeit gut investiert.
Staubige und klebrige Grüße von
Edna Mo