23. Oktober 2015
Gelegentlich ist es sehr erfrischend, in eine gendertechnisch etwas unklare Rolle zu schlüpfen.
So nutze ich meinem dritten Beitrag im Rahmen des Ü30 Blog Hop des Ue30blogger-Forums zum Themenschwerpunkt Jeans, mich in ein markantes Male-Outfit zu hüllen und lustvoll in testosterongeschwängerten Attituden zu schwelgen.
Kernstück des Looks ist eine schmale Jeans mit einem extra langen, extra ausgestellten Bein in einem tiefen Tintenblau. Diese Art von Hosenbein macht in Kombination mit einem klobigen Schuh eine ungewöhnliche Silhouette, weil die Hose unten breit aufstaucht. So wird das untere Endstück der menschliche Figur, welches üblicherweise seine Bestimmung in filigraner Zierlichkeit hat, in eine Art tatzenhafte Keulenform umgekehrt.
Es ist mir ein Genuss und eine Freude, erstmalig meine Biker Boots fotografisch festzuhalten. Dank Stahlkappe und dicker Profilsohle erzeugen diese schweren Monster beim Gehen ein extra dumpfes Geräusch. Beim Tragen verändern sie mich: Ich gehe mit großen Schritten (man muss die Füße beim Gehen auch aktiv nach vorne stoßen, damit man überhaupt vom Fleck kommt) und sitze dann gerne breitbeinig. Diese Transformation geht sogar noch weiter: Mein Kinn strecke ich grimmig nach vorne und meine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen.
Seit ich in einer klitzekleinen Anwandlung emotionaler Unausgeglichenheit versehentlich mit einem Stiefel ein Loch in eine Tür getreten habe, werde ich von meinem Umfeld auch viel geflissentlicher respektiert.
Diese standfeste Beinbekleidung wird durch einen jägergrünen Ledermantel (ein Flohmarktfund) rustikal aufgegriffen. Dank der kantigen Oversized Schultern wirkt mein Oberkörper breit und muskelverheißend. Für einen Hauch von Farbe kommt darunter eine knapp 10 Jahre alte Trainingsjacke. Diese zeichnet sich durch eine violettbraune Stickerei und einen phänomenalen Kragen aus. Durch das schmale Saum-Bündchen wird mein Oberkörper optisch noch weiter ausgebaut.
Darunter befindet sich eine Bluse mit Glencheckmuster (ein Flohmarktfund). Der Flechtgürtel (ein Flohmarktfund) aus dickem Leder und eine Schieberkappe setzen weitere kantige Akzente. Ein Upcycling-Musterschal aus der Edna Mo Selbermachmanufaktur, zum Einsteck-Tuchkragen gewickelt, macht den maskulinen Auftritt perfekt.
Dass die ganze Kombination an eine zeitgenössische Interpretation von Thomas Shelby aus der Serie Peaky Blinders erinnert, ist durchaus meinem TV-Konsum und Faible für Kleidungsstile vergangener Zeiten anzulasten.
Mir hat diese Verwandlung großen Spaß gemacht.
Jeans: H & M, Ledermantel: More & More,Trainingsjacke: Adidas, Bluse: Van Laack, Stiefel: Buffalo Biker Booties, Tuch: Edna Mo, Flechtgürtel: Flohmarkt.
Für die Nähfreunde gibt es den Upcycling-Schal hier noch einmal in Gänze zu sehen.
Meine Idee bei dieser Schalkollektion: scheußliche Mustertücher und Augenkrebs-erzeugende Polyesterkrawatten aus den 70-er Jahren so miteinander und anderen Stoffresten zu kombinieren, dass wieder etwas erträgliches bis schmeichelhaftes dabei herauskommt. Damit kann man solche sehr abwegigen Muster wieder ganz gut aushalten und prima in ein Outfit integrieren.
Was meint ihr, geht das noch oder ist das doch ein Fall für die Geschmackspolizei?