11. April 2020
Neulich habe ich im Rahmen einer Auftragsarbeit Bekanntschaft mit Diego gemacht, dem Mops. Leider nicht mehr persönlich, den er ist krankheitsbedingt aus dem Leben geschieden. Seine Besitzerin hatte einige Büschel Fellhaar und seine Asche aufbewahrt und mich gebeten, Erinerungsstücke mit Kunstharz anzufertigen.
Je nachdem wieviel Zeit ich habe, der Auftraggeber hat oder welche anderen Anforderungen parallel in meiner Pipeline schlummern, übernehme ich solche Anfragen. Nicht mehr so oft wie früher, denn die Erinnerungsstücke ähneln sich sehr und dann fehlt mir so ein wenig die Herausforderung. Seit meinem Unfall letzten August setze ich verstärkt Prioritäten, womit ich meine Zeit verbringen möchte, und zuviel "Erinnerungsstücke" schlagen sich bei mir auch aufs Gemüt.
Bei Diego hat mich vor allem sein wunderschön gefärbtes Fell fasziniert. Dadurch, dass genug vorhanden war, konnte ich ich meine Hundehaar-Locken-Lust in vollen Zügen genießen. Der Mops hat nämlich sehr kurzes Haar, und um so prachtvolle Locken zu basteln, muss man schon etwas tricksen - und vieeeeeeeel Haarspray benutzen.
Neben zwei Kettenanhängern sollte es auch ein Erinnerungs-Armband werden. Ich war sehr happy, dass die Auftraggeberin sich für das "Wickelarmband" entschieden hat, dass ich zum letzten Jahreswechsel neu kreiert habe.
Und da war sie dann auch - die Herausforderung. Denn wie ich feststellen durfte, eignen sich die flachen Schmucksteine überhaupt nicht gut, um prachtvolle Hundehaar-Locken zu beherbergen.
Beim ersten Versuch habe ich bei der Nachbearbeitung des Schmucksteins die Locke erfolgreich abgeschliffe, so dass gar kein Bindfaden mehr da war....
Aber Versuch mach klug, zum Glück wurde mir genug Zeit gegeben, diese Hürde zu überwinden.
Und so löst man das: die Haarlocke bzw. die Stelle mit dem Bindfaden wird nämlich vor der Einbettung in einem separaten Arbeitsschritt mit Harz beträufelt und zwischen zwei Folien mit Gewichten gepresst.
Nach dem Härten hat man eine ziemlich platte Haarlocke, die man dann prima in die Silikonform stecken kann. Und nur so ist Bindfaden-Schnür-Stelle flach genug, um im gewölbten Schmuckstein nicht angeschliffen zu werden.
Sicherheitshalber wurde parallel eine zweite Version des Schmucksteins gegossen, damit ich mich beim Bohren der breiten Löcher auch einmal daneben liegen darf. Das Bohren hat jedoch ganz prima geklappt, so dass nach Schliff und Politur ein zweiter Schmuckstein in kecken, makellosen Glanz erstrahlte.
Daraus wurde eine zweite Armband-Version, die mit einer runden Gummilitze am Handgelenk befestigt wird.
Neben der Befestigung mit dem schmalen Ledergurt (der von meiner rheumatischen Nähmaschine jeweils in Einzelanfertigung genäht wird) weitere metallfreie Armband-Versionen auszuknobeln, gehört nämlich zu meinen Hintergrundaufgaben.
Auch wenn die Gummilitze eine Spur schmaler sein könnte, ist das Ergebnis - die erste metallfreie und flexible Armbandversion - schon mal gar nicht so verkehrt. Ungefähr vier andere Versionen mit Gummilitze habe ich nämlich schon aufgrund akuter Häßlichkeit verwerfen müssen. Auf dem jetzt vorliegenden Armband kann man aufbauen und weiter tüfteln!
Mit dieser haarigen Angelengheit verabschiede ich mich in die Ostertage.
Bitte hab es schön!
Damit ich an meinem kontaktlosen Geburtstag keine Langeweile bekomme, habe ich mir ein paar Ikea-Möbel fürs Atelier bestellt. Eigentlich war ja alles anders geplant, aber seis drum. Stattdessen die Aussicht: endlich mal kein Wörkeln auf wackeligen Sperrmüllfunden mehr.
Diese Teile sind - oh Wunder - völlig planmäßig geliefert worden, so dass ich meinen Eintritt ins Greisenalter im Jogger und mit dem Schraubenzieher im Anschlag (und vielleicht einem perligen Kaltgetränk in Reichweite) verbringen werde.
Mit letzten jugendlichen, 49-jährigen Grüßen verabschiedet sich
Edna Mo