23. August 2020
Beim Coaching mit Alice durfte ich eine ihrer Silikonformen benutzen. Eine eher ungewöhnliche Form für einen knubbeligen Kugelring. Ich habe damit einen transparenten Ring umgesetzt, der feine Streifen marmorierten Harzes enthält.
"Ich dachte, der Ring kommt fertig aus der Form!", war eins der Zitate von Alice, die mir im Ohr geblieben sind. Tut er natürlich nicht. Aber ich habe damals bei meinen Kunstharz-Schmuck-Erstzlingswerken ebenso gedacht und war bitter enttäuscht, wenn so ein vermurkst aussehendes Ding aus der Form kam.
Mittlererweile weiß ich, welche Handgriffe zu tun sind, um so einen Rohdiamanten zu absoluter Schönheit zu verhelfen. Und es hat mich auch immens in den Fingern gejuckt, die "Vollkommenheitsbehandlung" sogleich an diesem Ring zu vollziehen. Denn er ist wunderbar gelungen - die Anordnung der eingebetteten Streifen ist erste Sahne - und alles andere ist eben die übliche Nacharbeit.
Für die- und denjenigen, die/ der an diesem Punkt gerne aufgeben würde - tu es nicht. Denn das Ergebnis wird deine Mühe mehr als belohnen. Was zu tun ist, um aus einem verschrumpelten Gießling einen tollen Ring zu zaubern, erläutere ich im heutigen Beitrag.
Erst mal kucken, was alles zu tun ist, damit man es in der richtigen Reihenfolge tun kann:
- Eingießrand glätten
- Luftblasen an der Oberfläche elimineiren
- Ringgröße verändern (Alice hat schmale Finger - mir ist der Ring zu klein!)
- Oberfläche schön machen
Wenig hübsche Erscheinung: knubbeliger Resin-Ring vor der Bearbeitung. Rot markiert sind die Luftblasen, die beim Umsetzen von Einbettungen oft unvermeidlich sind.
Der Schritt kommt zuerst, da sich im Eingießrand gerne Luftblasen verstecken, die sich beim Schleifen öffnen. Denn die Luftblasen-Eliminierung kommt immer erst an zweiter Stelle.
Der Arbeitsschritt ist dank Schleifscheibe mit 180-er Nassschleifpapier schnell erledigt. Keine Luftblasen in Sicht.
Die Luftblasen werden mit Harz befüllt. Damit das Harz nahtlos in die kleinen Höhlen hineinläuft, werden die blasigen Stellen vorab mit dem Minibohrer trichterförmig aufgebohrt.
Zum Glück ist mir der Ring zu klein und hat dank seiner Bauart genug Volumen, um die Ringöffnung zu vergrößern. Ich nutze den Nagelfräser mit einem mittelfeinen Schleifzylinder, um die Öffnung in die gewünschte Größe zu bringen.
Da ist Fingerspitzengefühl und eine rund ausgeführte Handbewegung nötig, um sich mit dem Zylinder nicht extra Kerben in die Oberfläche reinzufräsen, was gerne passiert. Es kommt eine gerundete Metallfeile zum Einsatz, um ebensolche Kerben wieder auszugleichen.
Bei so kugeligen Gießlingen ist es wie verhext - selbst wenn man mit fast schon fest geliertem Harz arbeitet, tropft irgendwo eine Nase herunter. Das ist nicht weiter schlimm, denn am Ende wird der Ring komplett von Hand übergeschliffen, so dass übersteehnde Nasen problemlos abgetragen werden können.
Jedoch habe ich früher Knet benutzt, um gerundete Gießlinge in die richtige Position zu legen. Gerne hat sich das ablaufende Harz zusäzlich mit dem Knet verbunden. Also nicht so praktisch. Für kleinere Objekte nutze ich jetzt einen langborstigen Silikonschwamm, in den der Ring in der geeigneten Position eingedrückt wird.
Je nach Anzahl und Position der Luftblasen dauert es ein paar Tage, bis alle Öfnungen mit Harz versiegelt sind.
Ich habe mir den Ring vor den Laptop mit einer Netflix-Serie gelegt und ganz gemütlich alle Flächen und Kanten von Hand geschliffen. Erst wurden die Harznasen mit 180er-Schleifpapier geglättet, dann alle Oberflächen des Rings mit 600-er Schleifpapier bearbeitet. Dann das gleiche noch einmal mit 1.500 und 2.000 er Schleifpapier. Immer schon ordentlich nach meiner Regel: wenigstens 100 Mal pro Stelle und Schleifkörnung! Dann wird mit Polierpaste alles zum Glänzen gebracht.
Es hat ungefähr zwei Folgen gedauert, bis der Ring fertig war!
Mehr Details findest du dazu in meinem Beitrag zum Schleifen und Polieren.
Ich habe auch noch Alices Frage im Ohr, dass sie sich Gießlinge wünscht, die möglichst blasenfrei sind. Für diesen Ring wurde das SKResin 3221 vom Harzspezi benutzt - im Zuge einiger anderer, flacher Gießlinge war es eben das Harz, was fertig gemischt zur Hand war. Es ist jedoch eher schnellreaktiv, und bei hohem Volumen mit starker Hinterschneidung können Blasen nicht so gut entweichen, wie man anhand der materialimmanenten feinen Punkte deutlich sehen kann. Zukünftig würde ich diese Ringform eher mit dem langsam härteneden Epoxidharzsystem Pro von Epodex gießen.
Ich finde, die Mühe hat sich gelohnt. Oder hättest Du gedacht, dass aus diesem Ding so eine Schönheit steckt? Es schlummert eben doch eine Prinzessin in jedem Aschenbrödel, man muss nur die magischen Zutaten kennen, um es aus seiner unscheinbaren Erscheinung zu befreien!
Mit Bibbedi-babbedi-bu grüßt Dich herzlich
Edna Mo
PS: Wer bei der Berabeitung von Armreifen zu verzweifeln droht, dem seien diese beiden Blogeinträge zur Bearbeitung ans Herz gelegt: