21. April 2018
Der Schmuck aus Aludraht und Harz hat meinen Blog im März dominiert. Eigentlich sollte mit diesem Artikel Schluß sein, aber dann ist mir die Rolle mit dem schwarzen Draht in die Hände gefallen und ich konnte nicht mehr aufhören, selbst damit herumzutüfteln ... aber dazu später mehr.
Heute stelle ich einige der Schmuckstücke vor, die die Kursteilnehmer meines Kunstharz-Workshops am 18.03. produziert haben und mir besonders gut gefallen. Keiner der Anwesenden hatte vorab mit Kunstharz gearbeitet, und es sind viele sehr schöne Stücke entstanden. Nicht nur die Formensprache der Ringe, Anhänger und Ohrringe hat mich überrascht und inspiriert, auch die Farben und Effekte sind zauberhaft geworden. Mir sind die Fotos zusätzlich zum Workshop Beweis genug, dass sich mit der Kunstharz-Aludraht-und-Klebeband-Technik großartig spielerisch umgehen lässt und jeder Teilnehmer etwas damit anfangen kann.
Ich vergleiche die Ergebnisse unweigerlich mit den Stücken, die ich zu Beginn meiner Harzkarriere gebastelt habe. Groß wie Fußbälle, pickelig in der Oberfläche, und drei müde Perlchen als Einbettung. Dagegen ist das hier einfach der Wahnsinn.
Ich hoffe, mir ist keiner böse, dass ich nicht alles zeige, sondern nur eine Auswahl, denn das würde den Beitrag sonst total sprengen.
Was an diesem Anhänger so besonders ist? Seine Größe. Er ist ungefähr so ausladend wie eine Handfläche.
Mir war nicht bewusst, dass mit der Kunstharz-Draht-Technik solche gigantischen Formate umsetzbar sind - ich habe es zumindest noch nie ausprobiert - aber hier ist der beste Beweis, dass es klappt. Dass darüber hinaus noch extrem schöne Farbverläufe erzielt wurden, macht diesen Anhänger in meinen Augen zu einem außergewöhnlichen Stück.
Diesen Ring finde ich in seiner Farbgebung wunderbar gelungen. Ich bin sonst nicht der Fan von reinem Gelb, aber die Mischung aus transparenten und mit weiß abgesetzten, blickdichten Stellen ergibt eine irre Räumlichkeit und Tiefe. Das wirkt insgesamt sehr organisch, eher wie Bern- oder ein Halbedelstein.
Eine Teilnehmerin hat diese vier Stücke umgesetzt. Alleine diese Gruppenansicht schmeichelt meinem Auge. Einmal finde ich diese Formen toll: eckig sachlich oben, rund geschwungen unten, und dazu diese tollen, leuchtenden Farben. Die Umsetzung ist einfach rundum geschmackvoll und stilsicher.
Nicht vorenthalten möchte ich Dir die beiden Seiten des Ringes, die völlig unterschiedlich und dabei wunderschön ausgefallen sind.
Gleiche Farbstellung in einem anderen Gruppenensemble mit schlichteren Formen.
Neben den drei Ringen wurden auch runde Ohrstecker umgesetzt.
Hier hat die Teilnehmerin konsequent die Umsetzung von Ohrringen durchgespielt, die in verschiedenen Formen und Farbstellungen mit silbernem Draht und Türkis variiert wurden.
Oben befindet sich eine Brosche.
Verschiedene Stile für zwei Gruppen von Anhängern. Oben kantig, massiv und farblich kräftig, mit schwarzem Draht in 5 mm Breite. Dagegen die andere Gruppe mit weichen Rundungen, dünnem, silbernen Draht und transparenten, luftigen Farben.
Da werden wohl zwei unterschiedliche Trägerinnen bedacht.
Durch die rückseitig angebrachten Henkel wird einfach ein Lederband oder ein Edelstahlcollier durchgezogen.
Die Anhänger rutschen am Collier dann unter- und übereinander. Durch die eingebauten "Kucklöcher" ergibt sich eine spannende Überlagerung der einzelnen Schmucksteine.
Von einer anderen Teilnehmerin wurde eine Anhängergruppe mit orangefarbenem Draht in unterschiedlichen, erdigen Farbtönen umgesetzt.
Auch hier hat eine Teilnehmerin einen sehr großen und ausgefallenen Anhänger mit blickdichtem Marmoriereffekt und schwarzem Draht umgesetzt.
Ganz im Gegenteil dazu hat eine andere Teilnehmerin herzallerliebsten Ohrringe mit zartem Farbverlauf und eingebetteten Drahtschnipseln hergestellt.
In der gleichen Machart, aber minimalistisch reduziert auf einen Kreis hier tarnsparente Ohrringe mit ungefärbten, klaren Harz und silbernem Draht.
Was auf diesem Foto schon aussieht wie moderne Kunst, sind verschiedene Schmucksteine von einer von zwei Teilnehmerinnen, die gemeinsam an einem übergeordneten Schmuckprojekt arbeiten und speziell dafür individuelle, ausgefallene Schmucksteine hergestellt haben.
Hier viele verschiedene unregelmäßig geformte Steine in Grün und Orange.
Ihre Schmuck-Komplizin hat hingegen die Farbe Gelb und Orange und deutlich größere Schmucksteine umgesetzt.
Zu gern wüßte ich, wie diese Exemplare später verwendet werden!
Eine kleine Statistik darf hier nicht fehlen. Mich interessiert, welche Sorten Schmuck besonders gerne getragen und daher bevorzugt gebastelt werden. Auch interessieren mich die Vorlieben in der Gestaltung.
Folgendes haben meine Zählungen ergeben:
18 Teilnehmer haben
81 Schmuckstücke erstellt, davon:
51 Anhänger (wahlweise als Solo-Artikel oder in einer Anordnung als Gruppe)
Die Einzel-Anhänger sind vom Format eher groß angelegt worden.
13 Paar Ohrringe
12 Ringe
5 Broschen
23 Teile wurden blickdicht angefertigt, der überwiegenden Teil (58 Stück) wurde transparent umgesetzt, hier gibt es also eine ganz klare Tendenz.
Farblich sind zwei Schwerpunkte erkennbar, einmal Blau-Violett / Grün (40 Stück) und Gelb / Orange (17 Stück).
Außerdem konnte ich sieben meiner Bücher "Deko und Schmuck aus Kunstharz" verkaufen!
(Womit sich übrigens der weltweite Vorrat an deutschen Büchern langsam dem Ende zuneigt. Es wurden nur 500 Stück produziert und ein Nachdruck ist derzeit nicht in Planung. Wer also noch eins benötigt - einen klitzkleinen Vorrat habe ich noch.)
Aber nicht nur "in groß" konnten meine Teilnehmerinnen, diese Dame hat ganz konträr sehr kleine Anhänger und winzige Ohrstecker umgesetzt.
Die rautenförmigen Ohrringe sind ungefähr so groß wie der Nagel von meinem kleinen Finger.
Besonders gelungen finde ich die Farbumsetzung in der rosa-silbernen Gruppe Wie mit einem dünnen Stift ist das rosafabene Harz aufgetragen worden.
Ebenfalls gut gelungen bei diesem Ring ist die zarte Farbe und die dadurch sichtbaren Pigmentflocken, die für diesen Effekt eingerührt wurden.
Ein traumhaftes Ensemble aus schwarzem Draht und transparenten Farben in Blaue und Grün.
Ein sehr großer Ring mit "Schneckenmotiv" in erdigen Braun- und Türkistönen.
Zum Workshop gab es etliche Rückmeldungen per Kommentar oder Mail von Interessenten, die nach weiteren Workshop-Terminen gefragt haben. Nach dem ersten Heimspiel frage ich mich nun auch, ob ich nicht öfter einen Workshop machen soll, weil es mir selber höllisch Spaß gemacht hat.
Die Workshop-Anfragen, die bei mir gelandet sind, bezogen sich auf Einbettungen und die Kombination von Harz und Holz. Leider nichts, wo man mit einem Halbtages- oder Tages-Workshop auf irgendein Endergebnis kommt. Zumindest nicht mit dem Material, mit dem ich arbeite. Denn: das Gießen selber ist ein Witz, was Intellekt und Zeitaufwand angeht, am längsten dauert das Warten "zwischen den Schichten" (wenigstens 12 Stunden), und die eigentliche Arbeit ist das Schleifen und Polieren hinterher.
In Australien (warum bin ich nicht dort geboren worden?) werden Harz-Halbtagesworkshos für Armreifen und Rimnge angeboten, die tatsächlich sowohl die Herstellung von Silikonformen, als auch das Harz Gießen und die Enbearbeitung umfassen. Dabei wird mit schnellhärtendem Material gearbeitet, welches innerhalb einer Stunde die Endfestigkeit erreicht. Offensichtlich ist das Handling eines Workshops damit eher eine Frage nach dem geeigneten Material. Wenn zukünftig Workshops mein Ziel sein sollten, müsste ich mich auf die Suche nach einem neuen Kooperationspartner machen, der speziell solches Material für Silikon und Kunstharz anbietet.
Ich würde mich freuen, wenn Dir der Ausflug in die kreative Welt von anderen Schmuckproduzentinnen gefallen hat und bedanke mich bei meinen Teilnehmerinnen, die so tolle und individuelle Arbeit geleistet haben!
Mit sonnigen Grüßen verabschiedet sich
Edna Mo