19. Juni 2018
Nach wie vor habe ich das Projekt mit diesen klitzekleinen Silikonformen in Arbeit und teste, was mir dazu an Schmuckumsetzungen mit meinem Lieblingsmaterial Kunstharz einfällt.
Heute kommt der dritte Teil, der sich wie Teil 1 (marmorierte Pendelohrringe) und Teil 2 (Klunker-Ohrringe mit Kupfer) mit dem Thema Ohrschmuck beschäftigt.
Ich habe dünnwandige und hochglänzende Silikonformen gestellt bekommen, die für die Herstellung zierlicher kugeliger oder würfelförmiger Perlen gedacht sind. Das besondere: die Formensind nicht nur inwandig glatt und versprechen makellose Gießlinge, sie verfügen auch über feine Silikonstege, die das spätere Loch in der Perle direkt beim Eingießen mit abformen, so dass das Bohren entfällt.
Also: wie toll ist das denn? Damit kann man tatsächlich seinen eigenen Perlen in Wunschfarbe herstellen! Und nix bohren! Juchu!
Ich war erst skeptisch, weil diese Bohrloch-Silikonstengel recht dünn sind und beim Auslösen des Würfels wahrscheinlich direkt abreißen. Beim ersten Mal war ich vorsichtig, aber das Auslösen klappte wunderbar und die Stengel haben gut mitgemacht. Sie werden zwar etwas gedehnt, bleiben aber dran. Mit beherztem Zugreifen bekommt man diese Fitzeldinger sicher in sekundenschnelle entfernt, aber wenn man die beim Umgang mit Harz übliche Geduld an den Tag legt und die Perle erst aus der Silikonform ausstülpt und dann laaaaaangsam vom Stengel zieht, bleibt alles da wo es hingehört.
Zu quadratischen Würfeln, wie die Form sie vorsieht, sind mir diverse Umsetzungen eingefallen, und ich habe mich für eine Ohrring-Version mit vier marmorierten Würfeln mit Konfektionierung mit Messingdraht und Messingrohr entscheiden.
Farblich möchte ich die Würfelperlen blickdicht in Pastellgrün und Gold in einer Marmoriertechnik umsetzen, die ein Ergebnis ähnlich grünlichem Marmorstein ergibt.
(Theoretisch könnte man auch transparente Würfel mit eingebetteten Blüten oder ein Streifenmuster machen, dank Kunstharz kann man sich bei der Gestaltung der Wunschperle richtig austoben.)
Für sechs Würfel würde der Ohrschmuck zu schwer werden, daher werden in der nachfolgenden Anleitung nur insgesamt vier Würfel aus Kunstharz umgesetzt.
Verbrauchsmaterial wie Mischbecher, Rührstäbchen und Latex-Handschuhe sind nicht extra abgebildet.
(*) Das genannten Material wurde mir von den Herstellern bzw. Lieferanten bedingungslos zur Verfügung gestellt.
Für diese Umsetzung ist es wichtig, dass das Harz dünnflüssig ist. Also am besten eines mit langer Gelierphase und wässriger Konsistenz wählen.
Die Öffnung in dieser Silikonform ist ziemlich klein, man kann das Harz nicht hineingießen, sondern muss es langsam eintropfen lassen. Das geht besser mit dünnflüssigem Harz und vermeidet darüber hinaus die Bildung von Luftblasen an den Würfelkanten.
Für die hier gezeigte Umsetzung benötigt man ungefähr 30 g Harzmischung.
Härter ung Harz gemäß Mischverhältnis auf der Packungsangabe abwiegen, mischen und Umtopfen. In diesem Blogbeitrag zu Anfänger-Tipps habe ich einmal genau erklärt, wie das genau geht und was dabei zu beachten ist.
Die Farbe wird mit Holzspateln aus dem Gebinde genommen. Dafür schraube ich immer die Deckel ab und hole mit dem Holzstäbchen nur eine Messerspitze Farbe heraus und lege sie in einen separaten Mischbecher. Bei der Dosierung so kleiner Mengen Harz darf es nicht zuviel Acrylfarbe sein, weil das Harz sonst zähflüssig wird und nicht mehr ordentlich in die Silikonform hineinflutscht.
Der Mischbecher mit dem Harzgemisch wird aufgeteilt, jeweils die Hälfte wird in die Mischbecher mit den vorbereiteten Farben verteilt und gründlich verrührt.
(Fragen zu Harz einfärben beantwortet zwei ausführliche Blogbeiträge von mir, einmal zu transparenten Harzfarben und einmal zu Acryl- und Mineralfarben.)
Ich bin ein großer Anhänger des Marmoriereffekts. Man kann mit dieser bestimmten Gießtechnik eine Optik herstellen, die an natürliche Steinmaserungen erinnern und die technischen Anmutung des Kunstharzes durch einen organische Touch ausgleichen.
Der Marmoriereffekt entsteht, in dem hell und dunkel eingefärbtes Harz abwechselnd in die Silikonform eingetropft wird. Da die Öffnungen klein sind, muss das Harz langsam in die Form rutschen, das dauert etwas. Wer sich mit den einzelnen Farben Zeit lässt, wird durch völlig luftblasenfreie Gießlinge belohnt. Je nach Harzsorte fällt die Vermischung der Farbschichten weich verlaufend oder deutlicher abgegrenzt aus.
Das Gute beim Marmoriereffekt ist, dass man die Schmucksteine in einem Guss herstellen kann. Bei einem Streifeneffekt oder auch bei Einbettungen härtet jede Harzschicht erst vollständig aus, bevor die nächste Schicht darauf kommt.
Das Harz schrumpft beim Trocknen und sinkt dann etwas ein, was die Eingießfläche des Würfels nicht mehr ganz so gleichmäßig aussehen lässt. Um das zu optimieren, wird die Silikonform "bombiert" mit Harz gefüllt, das heißt, das Harz ist in der Seitenansicht etwas gewölbt.
Ist die Form zu voll geraten und läuft über, kann man mit Wattestäbchen das überfließende Harz abtupfen.
Silikonform stehen lassen und bis zum Ende der Trockungszeit (je nach Herstellerangabe unterschiedlich) möglichst nicht mehr bewegen, drücken oder aufspreizen.
Die Silikonform ist sehr dünnwandig, daher lässt sich durch Druck von unten jeder Würfel nach oben ausstülpen. Dann den Würfel vorsichtig und langsam vom Silikonkern ziehen.
Die Schrumpf-Ränder an der Eingießöffnung sind scharfkantig. Damit man sich beim Konfektionieren und Tragen daran nicht schneidet (Du ahnst nicht, wie oft ich mir an diesen Rändern schon die Fingerkuppen blutig gesägt habe, autsch!!!) benutzt man einen Cutter.
Direkt nach dem Auslösen lässt sich das am besten erledigen, da das Harz dann noch minimal weich ist.
Für alle die, die eine perfekte würfelförmige Perle haben wollen, gilt: ums Schleifen und Polieren kommt man nicht herum. Das zeitliche Verhältnis ist dabei abtörnende 10 % Harz-Gießen und 90 % Harz-Nachbearbeitung.
Auch wenn es andere Methoden gibt (Abdeckfolie Mylar oder Grobschliff und Überlackieren zum Beispiel) kommen nur mit Schleifen und Polieren absolut einwandfreie Ergebnisse zustande. Hier im Link sind ausführliche Hand- und Maschinenschliff-Methoden von Kunstharz nachzulesen.
Es werden für jeden Ohrring ein kurzer und ein langer Würfel-Anhänger hergestellt.
Für den kurzen Würfel-Anhänger werden auf den 0,8 mm Messingdraht nacheinander aufgefädelt:
Messsingrohr 3 cm,
Messingrohr 1,7 cm,
Würfelperle,
Messsingrohr 3 cm.
Die außen liegenden Messingrohre werden mitsamt des Drahtes im 90 ° Winkel abgeknickt.
Dabei rutscht die Würfelperle auf das mittlere Stück Messingrohr, das Loch ist dafür groß genug.
Der Arbeitsschritt wird mit mit den zwei längeren Stück Messingrohr 5 cm, einer Würfelperle und einem kurzen Stück Messingrohr 1,7 cm wiederholt.
Der überstehende Draht wird auf ca. 1 cm mit der Drahtzange abgelängt, so dass noch eine kleine Öse aus dem Draht geformt werden kann.
Mit der Rundzange werden aus den überstehenden Drahtenden kleine Ösen geformt.
Die Ösen zeigen dabei mit der Öffnung zur Seite und nicht nach vorne.
Die Würfel-Anhänger sowie der Ohrhaken werden nun auf die stabile Öse mit 1,5 cm Durchmesser gefädelt:
zuerst eine Öse eines kurzen Würfel-Anhängers, dann beide Ösen des langen Würfel-Anhängers, dann die zweite Öse des kurzen Anhängers und zum Schluss der Ohrhaken.
Zum diesem Arbeitsschritt habe ich das Foto unterschlagen:
Große Öse mit zwei Schmuckzangen zusammenbiegen.
Es ist ein Art-déco-mäßiger Ohrschmuck mit jade-ähnlichen Würfelperlen und Messingrohr entstanden!
Mit diesem königlichen DIY verabschiede ich mich für heute und wünsche Dir eine gute Restwoche.
Viele Grüße von
Edna Mo