19. Februar 2021
Was waren das für ungemütliche Tage. Endlich mal wieder sowas wie Schnee - selbst in der Großstadt - und ein erfreulicher Anblick. Aber dafür frostige Kälte und damit einhergehend eingeschränktes Arbeiten mit Kunstharz.
Weil mein Atelier liegt nun mal im Keller und lässt sich nur bedingt heizen. Und das heißt - mit Blick aufs Thermometer: Kunstharz hat 12 °C und streikt. Kunstharz ist und bleibt eine Diva. Bei 18 ° C arbeitet es gerade noch so, wenn auch widerwillig. Aber wird es kälter, kann man sich statt zu Harzen besser gleich erschießen.
Ende letzten Jahres habe ich mir wegen massiver Entlüftungsprobleme bei transparenten Gießlingen eine Vakuumkammer angeschafft (hab ich jahrelang für einen Fetisch männlicher Techniknerds gehalten, aber die ist tatsächlich megaknorke!). Aber höllisch optimal ist es, wenn zusätzlich das Harz auf Arbeitstemperatur vorgeheizt wird. Dafür gibt es spezielle Heizplatten, auf denen man die Gebinde konstant zwischen 20 und 30 ° C halten kann.
Ein Heizwärmer hilft, bessere Resultate beim Kunstharz-Gießen zu erzielen, wenn die Raumtemperatur zu niedrig ist.
Ich habe mir so ein Ding im Format 40 x 50 cm angeschafft und liebe es derzeit heiß (!) und innig. Dafür muss man derzeit die Platte drei Stunden anknipsen, bevor man Gießen möchte, aber dafür läuft der Prozess reibungslos und die Luftblasen entweichen in der Vakkumkammer restlos aus dem Harzgemisch. (Und die Stromrechnung fällt dann eben so hoch aus, wie sie ausfällt, seufz!)
Meine Platte habe ich so aufgeteilt, dass auf der einen Seite die Gebinde platziert werden, und auf der anderen Seite temperaturabhängige Gießlinge liegen. Beispielsweise transparente Werkstücke oder solche, die nur dünn "überlackiert" werden sollen. Lässt man die Heizplatte noch ca. eine Stunde an, nachdem die dünnen Harzschichten aufgetragen wurden, erhält man auch die erhofften hochglänzenden Oberflächen. Danach ist die Hauptreaktion erfolgt und die Gießlinge können auch bei kühler Umgebung Endhärte erreichen (dauert etwa doppelt so lang wie üblich).
Für hochglänzende Oberflächen bei dünnen Harzschichten und Raumtemperatur unter 20 ° C ist so ein Harzwärmer ideal.
Ohne Heizumfeld werden die dünne Harz-Oberflächen schlierig und stumpf, und das schon bei 18 ° C. Ich kenne nur ein Harz, dass auch bei 18° C traumhafte Oberflächen in dünnen Schichten schafft, und das ist das Clear Eco von Epodex. Alle anderen kacken grandios ab, siehe auch die Übersicht in der Harzbibel.
Damit Oberflächen auch gleichmäßig ausfallen, empfiehlt es sich, den "Harzwärmer" vorab ins Wasser zu legen.
Mein Gießplatz ist nur so gespickt mit Messtechnik: Waage, Taschenrechner, drei Stoppuhren, und dazu auch diverse Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmesser. Ein Thermometer liegt permanent auf der Heizplatte und zeigt an, ob die notwendige Arbeitstemperatur schon erreicht wurde.
Zwar verlangsamt sich der Gießprozess um die Vorheizzeit, spontan mal eben die eine oder andere Schicht gießen ist derzeit nicht drin. Aber ich bin richtig, richtig froh, überhaupt vernünftige Ergebnisse zu erzielen. Die letzten Jahre musste ich im Januar immer komplett mit Gießen aussetzen.
Hast Du auch schon mal ein temperaturbedingtes Harz-Fail erlebt??? Ich freu mich über deinen Kommentar dazu!
Nie wieder frostige Grüße sendet Dir
Edna Mo